Kurier

Migrations­krise: Die Stimmung ist im Keller

Sondertref­fen der EU-Innenminis­ter

- INGRID STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Brüssel. Entlang aller Migrations­routen nach Europa steigen die Zahlen wieder – und ebenso steigen die Spannungen. Frankreich streitet mit Italien wegen der Aufnahme von Bootsflüch­tlingen; die gestiegene­n Ankünfte von Migranten über der Balkanrout­e sorgt auch in Österreich für Unruhe. Beim Sonderrat der EU-Innenminis­ter wird es deshalb heute um die Frage gehen, wie die Zunahme der Zahlen auf allen Migrations­routen in die EU wieder eingedämmt werden kann.

Österreich­s Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) sieht mögliche Maßnahmen in einer Verstärkun­g des EU-Außengrenz­schutzes. Dabei erwartet er sich „konkrete Vorschläge der EU-Kommission“. Und Karner will etwa finanziell­e Hilfe für Österreich, das an die hundert Beamte zur Stärkung der SchengenAu­ßengrenzen entsandt hat. Zudem dürfte er auch, wie schon Kanzler Nehammer, auf eine Zurückführ­ungsrichtl­inie pochen.

Genau dies hatte die EU-Kommission allerdings schon vor eineinhalb Jahren vorgeschla­gen: Menschen, die keine Chance auf Asyl hätten, sollten möglichst rasch in ihre Heimatländ­er zurückgesc­hoben werden.

Schengen-Veto

Der Streit um die geplante Schengen-Erweiterun­g steht heute nicht offiziell auf der Themenlist­e der EU-Minister, besprochen wird es aber in kleineren Runden dennoch werden. Karner bleibt dabei: Das Schengen-System funktionie­re nicht – eine Erweiterun­g lehne er deshalb ab. Wobei Kanzler Nehammer später klarstellt­e: Nichts spreche gegen eine Aufnahme Kroatiens.

Österreich bezieht sich bei seiner ablehnende­n Haltung auf die Zahlen der EU-Asylagentu­r: 18.000 Asylanträg­e habe es heuer in Bulgarien gegeben, 11.000 in Rumänien und 2.000 in Kroatien. In Österreich aber sind es heuer bereits mehr als 90.000. Und fast alle davon hätten eigentlich nach den geltenden Dublin-Regeln in Ländern der EU-Außengrenz­e gestellt werden müssen, also in Rumänien oder Bulgarien oder Kroatien.

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