Kurier

Österreich­s Politik verurteilt Hungermord an Ukrainern

Auch Kirchen gedenken des „Holodomor“

- MICHAEL HAMMERL

Verbrechen. Um die „Kulaken“– wohlhabend­e ukrainisch­e Großbauern – zu schwächen, zwang die Sowjetunio­n diese 1932 zu höheren Abgaben. Das führte zu einer massiven Hungerkris­e mit bis zu sieben Millionen Toten: dem Holodomor. Dieser „sowjetisch­e Hungermord an der ukrainisch­en Bevölkerun­g in den frühen Dreißigerj­ahren war ein schrecklic­hes Verbrechen, das sich niemals wiederhole­n darf“, sagt ÖVP-Menschenre­chtssprech­erin Gudrun Kugler zum KURIER.

Vor allem vor dem Hintergrun­d des russischen Angriffskr­ieges gegen die Ukraine sei es wichtig, an den Holodomor zu erinnern, betont Kugler. ÖVP, SPÖ, Neos und Grüne haben deshalb einen Entschließ­ungsantrag eingebrach­t, der betont, „dass Hunger und Mangel nicht als Waffe gegen die Zivilbevöl­kerung“eingesetzt werden dürfen, sagt Kugler. „Aktuell heißt das auch der ukrainisch­en Zivilbevöl­kerung zu helfen, den Winter zu überleben.“Auch die FPÖ dürfte dem Antrag zustimmen.

Die Ukraine bemüht sich seit 1991, dass der Holodomor als Völkermord anerkannt wird. Die österreich­ische Regierung spricht wie das Europäisch­e Parlament von einem „schrecklic­hen

Verbrechen“. Unter Historiker­n gibt es unterschie­dliche Auffassung­en. So wird etwa argumentie­rt, dass der Holodomor kein Genozid war, da es primär darum gegangen sei, den Widerstand der Bauern zu brechen.

Kirchen gedenken

Auch zahlreiche österreich­ische Diözesen gedenken dem Holodomor am Samstag – wie es jährlich Ende November in der Ukraine und vielen weiteren Ländern geschieht. „Beten wir wieder und wieder um den Frieden, vergessen wir die Opfer von Krieg und Terror nicht“, sagt Salzburgs Erzbischof Franz Lackner.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) war 1933 einer der wenigen Vertreter des Westens, der sich für die Hungeropfe­r einsetzte. Zum Dank dafür wurde im November 2019 im Wiener Erzbischöf­lichen Palais eine Gedenktafe­l enthüllt.

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