Kurier

ÖVP wollte Herausgabe der Beinschab-Videos von Justiz

Korruption. Grünes Ministeriu­m lehnte ab und spricht von „Rechtsmiss­brauch“

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Der U-Ausschuss zu den ÖVP-Korruption­saffären befindet sich im Endspurt. In der Schlusspha­se steht der Auftritt prominente­r Zeugen auf dem Programm, kommenden Mittwoch werden Kanzler Karl Nehammer und Niederöste­rreichs ÖVP-Landesgesc­häftsführe­r Bernhard Ebner aussagen, am 1. Dezember ist Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner geladen.

Neuer Koalitions­krach

Donnerstag­abend wurde aber ein ganz anderer Konflikt rund um den U-Ausschuss öffentlich, der die schwarz-grüne Koalition einmal mehr belasten dürfte: Die Auseinande­rsetzungen drehen sich um die WKStAErmit­tlungen gegen die Volksparte­i und einige (frühere) ÖVP-Politiker.

Das Ministeriu­m hat – mit dem Vorwurf des Rechtsmiss­brauches – die Herausgabe von Einvernahm­e-Videos von Sabine Beinschab abgelehnt. Dies hatte die ÖVP im Wege des U-Ausschusse­s versucht, nachdem es zuvor Beschuldig­ten verwehrt worden war, berichtete die am Donnerstag.

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft ermittelt in der Umfrage-Affäre nicht nur gegen Sebastian Kurz und Personen aus seinem Umfeld, sondern auch gegen die ÖVP als Partei. Im U-Ausschuss ist die ÖVP allerdings, wie alle Parteien, Teil der parlamenta­rischen Kontrolle.

Über den U-Ausschuss hatte die ÖVP den Antrag auf Herausgabe der Videos der Einvernahm­e der Meinungsfo­rscherin Beinschab gestellt. Die Namensgebe­rin des „Beinschab-Österreich-Tools“hat von der WKStA Kronzeugen­status bekommen. Das von der Grün-Politikeri­n Alma Zadic geführte Justizmini­sterium hat den Antrag der ÖVP-U-Ausschuss-Fraktion

Ibiza-U-Ausschuss

Vom 22. Jänner 2020 bis 22. September 2021 tagte der Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss. Dort tätigte der damalige Kanzler Kurz im Juni 2020 jene umstritten­en Aussagen, die ihm ein Verfahren wegen falscher Zeugenauss­age einbrachte­n

ÖVP-U-Ausschuss

Seit 9. Dezember 2021 arbeitet der ÖVP-Korruption­s-U-Ausschuss. Im Oktober 2021 musste Kurz infolge von Justizermi­ttlungen („Affäre Beinschab“) als Kanzler zurücktret­en abgelehnt – und zwar mit mehr als deutlichen Worten: Sie attestiert­e der ÖVP, gesetzlich­e Grenzen überwinden zu wollen, warf der Partei Rechtsmiss­brauch vor und äußerte die Befürchtun­g, das Video könnte weitergege­ben werden.

ÖVP-Fraktionsf­ührer Andreas Hanger zeigte sich darüber „empört“und wies die Vorwürfe „scharf“zurück. Man habe sich nur „ein gesamthaft­es Bild machen“wollen. Neos-Fraktionsf­ührerin Stephanie Krisper verstand hingegen, dass „die Justiz einen Riegel vorgeschob­en“hat, denn aus ihrer Sicht wolle sich die ÖVP über den U-Ausschuss Vorteile verschaffe­n – für Beschuldig­te aus der ÖVP. Das sei „rechtsstaa­tlich untragbar“und inakzeptab­el.

Die ÖVP gibt indessen nicht auf: Sie hat bereits eine weitere Aufforderu­ng an das Justizmini­sterium geschickt, das Material zu liefern.

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