Den Briten gehen die Eier aus
Großbritannien. Wegen der Vogelgrippe und hoher Produktionskosten leidet die Insel unter Eiermangel. Millionen Tiere wurden getötet, Supermärkte rationieren den Verkauf
Das klassisch englische Frühstück besteht aus Speisen, die für Außenstehende befremdlich wirken können, etwa Bohnen oder Black Pudding (Blutwurst). Weniger polarisierend wirkte stets das begleitende Spiegelei oder die Scrambled Eggs – doch die sind auf der Insel inzwischen Mangelware.
Die beliebte Pub-Kette JD Wetherspoons sah sich etwa gezwungen, in etlichen Filialen Eierspeisen von der Speisekarte zu streichen oder durch andere Lebensmittel zu ersetzen. „Wir haben Probleme, den notwendigen Nachschub zu erhalten, um die Nachfrage in allen Pubs zu erfüllen“, sagte ein Unternehmenssprecher. Auch der Einzelhandelsriese Tesco erlaubt nur noch drei Packungen Eier pro Kunde, wie zuvor schon die Asda und Lidl.
750.000 tote Hennen
Schuld am Eiermangel ist unter anderem der bisher größte Ausbruch der Vogelgrippe im Vereinigten Königreich. Das Umweltministeriums bestätigte bisher 200 Fälle, so viele wie noch nie. Alleine seit Anfang Oktober wurden nach Angaben des Verbands der britischen Eierproduzenten mehr als 750.000 Hennen gekeult, um die Ausbreitung der Krankheit zu bremsen.
Die Vogelgrippe betrifft auch Truthähne – und damit eine traditionelle Weihnachtsmahlzeit vieler Briten. Fast ein Drittel der jährlichen Truthahnproduktion von 11 Millionen Tieren sei gekeult worden, berichtete die Zeitung Daily Mail bereits Ende
Oktober. Seit dem 7. November muss alles Geflügel in England in Ställen und Volieren bleiben, wogegen bei der Regierung bereits Klagen von Tierschutzverbänden eingelangt sind.
Der Eier-Mangel liegt laut dem Verband der Eierproduzenten aber auch daran, dass Einzelhändler den Landwirten trotz steigender Nachfrage der Verbraucher keine nachhaltigen Preise zahlen. Die Futterkosten für Hennen seien seit dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine um 50 Prozent, die Energierechnungen um 40 Prozent gestiegen. Ein Drittel der Verbandsmitglieder habe deshalb die Produktion gedrosselt oder die Branche verlassen, weil sie ihre Kosten nicht decken konnten.
„Wir erwarten zwar, dass die Bestände sich wieder normalisieren, sobald es die Kosten tun, aber wir wissen nicht, wann es so weit sein wird“, sagte Andrew Joret, Vorsitzender des Rats der britischen Eierindustrie. Die Knappheit werde seiner Meinung nach bis nach Weihnachten andauern.
Für die Briten wäre das sicher leichter zu verkraften als ein Eiermangel zu Ostern. Auch wenn das Frühstück bis dahin stärker polarisieren wird.