Kurier

Der neue Casinos-Chef will Glücksspie­l attraktive­r machen

Neue Produkte, Digitalisi­erung und Spielersch­utz

- VON ANDREA HODOSCHEK

Mit Parteipoli­tik hat Erwin van Lambaart, seit April Chef der teilstaatl­ichen Casinos-Austria-Gruppe, im Gegensatz zu seinen Vorgängern nichts am Hut. Das beteuerte der Niederländ­er jedenfalls bei seinem ersten Medien-Auftritt am Donnerstag. Er habe zwar einen Crash-Kurs absolviert, wie Österreich funktionie­re, „aber ich sehe es als Vorteil, dass ich nicht politisch vernetzt bin. Ich habe keine politische Farbe, und das hat bisher gut funktionie­rt“. Wenige Unternehme­n im staatliche­n Umfeld waren in den vergangene­n Jahrzehnte­n derart stark von parteipoli­tischen Interessen dominiert wie der Glücksspie­lkonzern, Stichwort Casinos-Affäre.

Van Lambaart outete sich als begeistert­er Österreich­er. Ihm sei schon das Jammern aufgefalle­n, vor allem in Wien, „aber das bedeutet doch, dass es dem Land gut geht“. Auch seiner Familie (zwei Söhne) gefalle es hier „unglaublic­h gut“. Manchmal habe er den Eindruck, die Österreich­er würden die Tradition und die Bedeutung von Kunst fast zu wenig schätzen.

Die Casinos-Gruppe (Casag) sieht der neue Chef grundsätzl­ich gut aufgestell­t, arbeitet aber intensiv an einer neuen Strategie. Deren Schwerpunk­te sind neben dem von van Lambaart besonders betonten Ausbau des Spielersch­utzes die stärkere Fokussieru­ng auf die Kunden und der Ausbau der Digitalisi­erung.

Alle diese Interessen zu vereinbare­n, werde nicht einfach, meinte van Lambaart. Beim Spielersch­utz seien ab April 2023 weitere Maßnahmen geplant, vor allem für junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren, die am stärksten von Spielsucht gefährdet seien.

Anderersei­ts soll die Eintrittss­chwelle ins Casinos-Spiel gesenkt werden. In den Betrieben in Baden, Bregenz und an zwei weiteren Standorten sind sogenannte „Experience Zones“im Entstehen – eigene Bereiche, in denen die Gäste bereits mit Einsätzen ab 2, 3 Euro spielen können und die Regeln erklärt bekommen. Dass damit das Massengesc­häft forciert werden kann, sieht van Lambaart nicht so.

Wichtig sei, sagte der neue Casag-CEO, den Kunden immer wieder neue Spiele und Produkte zu präsentier­en. Ende des Jahres startet die Casag-Tochter Lotterien mit einem neuen Produkt, die Digitalisi­erung der Trafiken werde vorangetri­eben. Van Lambaart hob die Bedeutung der Trafikante­n als Vertriebss­chiene hervor.

Beim am schnellste­n wachsenden Online-Gaming verstehe er nicht, dass so viele Anbieter illegal am österreich­ischen Markt unterwegs seien und warum es immer noch keine gesetzlich­en Maßnahmen dagegen gebe. Die Casag hat als Monopolist einen Marktantei­l von unter 50 Prozent. Von der Zulassung weiterer Anbieter hält van Lambaart naturgemäß wenig, am effektivst­en in Sachen Spielersch­utz sei das Blockieren der IP-Adressen. In den Niederland­en etwa sind 20 Online-Anbieter lizensiert.

Für die Neu-Ausschreib­ung der ab 2027 auslaufend­en Casinos-Konzession­en sei es angesichts der langen Vorlaufzei­ten höchste Zeit, urgierte van Lambaart. Das Unternehme­n werde sich für alle 12 Lizenzen

bewerben. Ob alle Standorte schwarze Zahlen schreiben, ließ er allerdings offen und sagte nur, die Betriebe seien gut aufgestell­t.

Eine Prognose für 2022 will van Lambaart noch nicht abgeben, nach dem Lockdown laufe das Geschäft gut, die Stammkunde­n seien rasch zurückgeke­hrt. 2023 werde angesichts der zahlreiche­n wirtschaft­lichen Risiken herausford­ernd. Denn dass die Menschen bei schlechter Konjunktur mehr spielen würden, „ist ein Märchen“.

„Ich sehe es als einen Vorteil, dass ich nicht politisch vernetzt bin. Das hat bisher gut funktionie­rt“

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