Der neue Casinos-Chef will Glücksspiel attraktiver machen
Neue Produkte, Digitalisierung und Spielerschutz
Mit Parteipolitik hat Erwin van Lambaart, seit April Chef der teilstaatlichen Casinos-Austria-Gruppe, im Gegensatz zu seinen Vorgängern nichts am Hut. Das beteuerte der Niederländer jedenfalls bei seinem ersten Medien-Auftritt am Donnerstag. Er habe zwar einen Crash-Kurs absolviert, wie Österreich funktioniere, „aber ich sehe es als Vorteil, dass ich nicht politisch vernetzt bin. Ich habe keine politische Farbe, und das hat bisher gut funktioniert“. Wenige Unternehmen im staatlichen Umfeld waren in den vergangenen Jahrzehnten derart stark von parteipolitischen Interessen dominiert wie der Glücksspielkonzern, Stichwort Casinos-Affäre.
Van Lambaart outete sich als begeisterter Österreicher. Ihm sei schon das Jammern aufgefallen, vor allem in Wien, „aber das bedeutet doch, dass es dem Land gut geht“. Auch seiner Familie (zwei Söhne) gefalle es hier „unglaublich gut“. Manchmal habe er den Eindruck, die Österreicher würden die Tradition und die Bedeutung von Kunst fast zu wenig schätzen.
Die Casinos-Gruppe (Casag) sieht der neue Chef grundsätzlich gut aufgestellt, arbeitet aber intensiv an einer neuen Strategie. Deren Schwerpunkte sind neben dem von van Lambaart besonders betonten Ausbau des Spielerschutzes die stärkere Fokussierung auf die Kunden und der Ausbau der Digitalisierung.
Alle diese Interessen zu vereinbaren, werde nicht einfach, meinte van Lambaart. Beim Spielerschutz seien ab April 2023 weitere Maßnahmen geplant, vor allem für junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren, die am stärksten von Spielsucht gefährdet seien.
Andererseits soll die Eintrittsschwelle ins Casinos-Spiel gesenkt werden. In den Betrieben in Baden, Bregenz und an zwei weiteren Standorten sind sogenannte „Experience Zones“im Entstehen – eigene Bereiche, in denen die Gäste bereits mit Einsätzen ab 2, 3 Euro spielen können und die Regeln erklärt bekommen. Dass damit das Massengeschäft forciert werden kann, sieht van Lambaart nicht so.
Wichtig sei, sagte der neue Casag-CEO, den Kunden immer wieder neue Spiele und Produkte zu präsentieren. Ende des Jahres startet die Casag-Tochter Lotterien mit einem neuen Produkt, die Digitalisierung der Trafiken werde vorangetrieben. Van Lambaart hob die Bedeutung der Trafikanten als Vertriebsschiene hervor.
Beim am schnellsten wachsenden Online-Gaming verstehe er nicht, dass so viele Anbieter illegal am österreichischen Markt unterwegs seien und warum es immer noch keine gesetzlichen Maßnahmen dagegen gebe. Die Casag hat als Monopolist einen Marktanteil von unter 50 Prozent. Von der Zulassung weiterer Anbieter hält van Lambaart naturgemäß wenig, am effektivsten in Sachen Spielerschutz sei das Blockieren der IP-Adressen. In den Niederlanden etwa sind 20 Online-Anbieter lizensiert.
Für die Neu-Ausschreibung der ab 2027 auslaufenden Casinos-Konzessionen sei es angesichts der langen Vorlaufzeiten höchste Zeit, urgierte van Lambaart. Das Unternehmen werde sich für alle 12 Lizenzen
bewerben. Ob alle Standorte schwarze Zahlen schreiben, ließ er allerdings offen und sagte nur, die Betriebe seien gut aufgestellt.
Eine Prognose für 2022 will van Lambaart noch nicht abgeben, nach dem Lockdown laufe das Geschäft gut, die Stammkunden seien rasch zurückgekehrt. 2023 werde angesichts der zahlreichen wirtschaftlichen Risiken herausfordernd. Denn dass die Menschen bei schlechter Konjunktur mehr spielen würden, „ist ein Märchen“.
„Ich sehe es als einen Vorteil, dass ich nicht politisch vernetzt bin. Das hat bisher gut funktioniert“