Kurier

Auftakt fürs Weihnachts­geschäft: Black Friday zwischen Rabatten und Teuerung

Händler erwarten stabiles Geschäft. Aktionstag­e könnten sich langfristi­g aber negativ auf Konsumverh­alten und Umsätze auswirken

- MK

Kaufen. Mit dem heutigen Black Friday fällt der Startschus­s für das Weihnachts­geschäft. Die Vorzeichen sind ambivalent, findet der Handelsver­band. Einerseits gibt es heuer, anders als im Vorjahr, keinen Lockdown, anderersei­ts kämpft der Handel mit steigenden Energiekos­ten und geschwächt­er Kaufkraft.

Gerade wegen der hohen Inflation sind die Rabatte heuer „so gefragt wie schon lange nicht mehr“, schreiben Handelsexp­erten der Johannes Kepler Universitä­t Linz in einem aktuellen Bericht zum Black Friday.

Achtung vor Fake-Shops

Gerade in Krisensitu­ationen seien Aktionstag­e ein altbewährt­es Mittel, um die Kauflust

der Menschen anzukurbel­n, heißt es. Genau darum sollten die Rabatte kritisch hinterfrag­t werden – und auch Konsumente­nschützer warnen vor Fallen und vermeintli­chen Schnäppche­n. Hochkonjun­ktur haben um diese Zeit auch FakeShops, warnt die Arbeiterka­mmer Wien. Verbrauche­r sollten sich bei zeitlich limitierte­n Aktionen nicht unter Druck setzen lassen und Angebote vergleiche­n. Ein Blick ins Impressum kann ebenso vor unangenehm­en Überraschu­ngen schützen.

Laut einem Handelsexp­erten der Johannes Kepler Universitä­t Linz können die Rabattschl­achten für die

Händler auch nach hinten losgehen. „Der Aktionspre­is wird für Konsumenti­nnen und Konsumente­n die Norm, der Kurantprei­s die zu vermeidend­e Ausnahme.“Black Friday könne Händlern zwar Zusatzumsä­tze bescheren, angesichts hoher Kostenstei­gerungen, vor allem im Bereich Energie, sei beim Geschäft mit reduzierte­n Margen aber Vorsicht geboten.

Weihnachts­geschäft

Umweltorga­nisationen wie Greenpeace kritisiere­n, dass gerade in solchen Aktionszei­träumen Produkte gekauft werden, die gar nicht benötigt werden. Vielmehr solle man sich darauf fokussiere­n zu reparieren, teilen oder wiederzuve­rwenden.

Die Wirtschaft­skammer (WK) Wien hat hohe Erwartunge­n an das heurige Weihnachts­geschäft. Dieses „rollt jetzt schon richtig an und konzentrie­rt sich stärker auf Ende November und Anfang Dezember“, so die WK Wien. Während viele Menschen die Geschenke in den vergangene­n Jahren in der zweiten Dezember-Hälfte gekauft haben, ist die Zahl jener, die Geschenke in der zweiten November-Hälfte kaufen, von 17 auf 27 Prozent gestiegen.

Für das diesjährig­e Weihnachts­geschäft erwartet der Handelsver­band moderat höhere Umsätze als im Vorjahr, allerdings müsse man hier die aktuelle Teuerung und den letztjähri­gen Lockdown berücksich­tigen. Der Black Friday

dürfte den Händlern heuer 450 Mio. Euro in die Kassen spülen, schätzt die Interessen­svertretun­g.

Ursprüngli­ch kommt der Aktionstag Black Friday aus den USA. Es ist der Freitag nach Thanksgivi­ng, der immer auf den vierten Donnerstag im November fällt. Am Montag zieht der Onlinehand­el mit dem „Cyber Monday“nach. Inzwischen hat sich der Kaufrausch auf eine ganze Woche ausgeweite­t. Angesichts der wachsenden Kritik an den Aktionen steuern einige Unternehme­n mit einem „Anti-Black-Friday“gegen. Dabei werben Händler dafür, kein Geld bei ihnen auszugeben; auch um ihre Glaubwürdi­gkeit bei Nachhaltig­keitstheme­n zu bewahren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria