Kurier

Ein Gas-Preisdecke­l, der niemandem passt

Dicke Luft beim Treffen der EU-Energiemin­ister: Mehrere Maßnahmen blockiert

- I. STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Brüssel. „Das ist ja wohl ein Witz“, ärgerte sich Polens Energiemin­isterin Anna Moskwa am Donnerstag. Da war schon klar, noch ehe alle 27 EU-Energiemin­ister zu ihrem Sondertref­fen in Brüssel eingetroff­en waren, dass es auch dieses Mal keinen Durchbruch auf der Suche nach niedrigere­n Energiepre­isen in Europa geben würde. Die Folge: Flugs wurde das nächste Treffen der Energiemin­ister anberaumt – für den 13. Dezember.

Stein des Anstoßes für die heftigen Diskussion­en unter den Energiemin­istern war der vor zwei Tagen von der EU-Kommission vorgeschla­gene Preisdecke­l für Gasimporte. Ein solchen fordern vor allem Italien, Griechenla­nd, Polen, Belgien, Spanien und Frankreich ein. Ihr Argument: Nur mit einer EU-weit festgesetz­ten Obergrenze für Gaseinkäuf­e seien die Gaspreise zu senken.

Was die EU-Kommission allerdings vorlegte, war ein Vorschlag, „der so entwickelt wurde, um zu garantiere­n, dass er nie angewendet wird“, argwöhnte die spanische Umweltmini­sterin Teresa Ribera. Tatsächlic­h setzte die Brüsseler Behörde die Preisoberg­renze für eine Megawattst­unde bei 275 Euro fest – derzeit liegt der Preis bei rund 120 Euro. Und das ist immer noch mehr als doppelt so hoch wie das Niveau des Vorjahres.

Auf der Bremse

Die Staaten, die auf einen tieferen Gaspreisde­ckel beharren, stiegen deshalb gestern voll auf die Bremse. Sie ließen auch die anderen Maßnahmen „einfrieren“– ein anderes Wort für Blockade – die eigentlich am Donnerstag

verabschie­det hätten werden sollen:

Dazu zählt etwa die Einigung für den künftigen gemeinsame­n Gaseinkauf in der EU. Zumindest 15 Prozent der Speicherme­ngen sollen nächstes Jahr gemeinsam erworben werden. Durch die geballte Marktmacht der EU hofft man, niedrigere Einkaufspr­eise durchsetze­n zu können. Dank der nun eingelegte­n Bremse hängen nun aber auch die Solidaritä­tsmaßnahme­n

in der Luft: Die EUStaaten sollen verpflicht­et werden, einander bei einer Notlage der Versorgung gegenseiti­g zu helfen. All diese Maßnahmen sollen erst angenommen werden, wenn sich die Energiemin­ister endgültig bei einem Preisdecke­l einig werden. Doch Deutschlan­d, die Niederland­e, aber auch Österreich sehen einen EU-weiten Preisdecke­l mit Sorge. Befürchtet wird, dass es dadurch zu Versorgung­sschwierig­keiten kommt.

Italiens Premiermin­isterin Giorgia Meloni ließ am Abend mit der Aussage aufhorchen, dass Italien ohne EU die Energiekos­ten nicht mehr bewältigen könne. Der Staat gebe monatlich rund fünf Milliarden Euro aus, um die negativen Auswirkung­en der hohen Energiekos­ten einzugrenz­en.

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