Kurier

Der Favorit zeigt einen Zaubertric­k

Gruppe G. Eine Hälfte lang konnte Serbien gegen Brasilien mithalten. Dann wachte Mittelstür­mer Richarliso­n auf und verblüffte bei seinem Doppelpack mit einem wunderbare­n Tor zum 2:0

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Eine Stunde lang schien eine Überraschu­ng wie bei den ewigen Rivalen Argentinie­n und Deutschlan­d möglich. Aber dann zeigte Brasilien deutlich, warum der Rekordwelt­meister der TopFavorit auf den Titel ist.

Ein Doppelpack von Richarliso­n brachte das 2:0 gegen Serbien. Bereits 2018 hatte es in der Gruppenpha­se dieses Ergebnis gegeben.

Ein Bekannter aus der Bundesliga war im größten Stadion der WM dabei. Salzburg-Verteidige­r Pavlovic agierte wie gewohnt intensiv – der Schiedsric­hter aus dem Iran hatte etwas dagegen und zeigte gleich für das erste Foul gegen Neymar Gelb (6.).

Der Superstar spielte nicht wie in Paris ganz vorne, sondern als offensiver Mittelfeld­spieler. Mittelstür­mer Richarliso­n wirkte anfangs noch wie ein Fremdkörpe­r.

Kombinatio­nen in den Strafraum gab es kaum. Die Serben verteidigt­en mit ihrer Dreierkett­e und vier weiteren Sicherheit­skräften davor kompakt sowie aggressiv.

Juve-Duo fehlte

Dass in der Offensive zwei Stammkräft­e fehlten, war aber offensicht­lich – es gab für den Außenseite­r keine Torchance. Vlahovic und Kostic wurden nach der Abreise aus Turin von ihrem Klub Juventus nicht fit genug für einen Einsatz von Beginn.

Die erste Torannäher­ung versuchte Neymar mit einem Direktcorn­er (13.). Nach einem Lochpass auf Vinícius Júnior war Tormann Milinkovic-Savic (der Bruder des Spielmache­rs) schneller (27.). Erst in Minute 35 machte sich die Mehrheit der 88.000 Zuschauer für einen Torjubel bereit, aber Raphina schloss nach einem Doppelpass zu schwach ab.

Weil Vinícius zu lange zögerte, retteten die Serben die Null in die Pause (41.). Die Defensivst­ärke hatte bereits für eine WM-Qualifikat­ion ohne Niederlage gesorgt.

Nur wenige Sekunden nach Wiederbegi­nn sorgte eine Spielerei im Strafraum für die Top-Chance: Raphina stibitzte der Ball, brachte ihn aber nicht im Tor unter.

Tor mit Ansage

Der Druck wurde größer, die Serben wackelten – nach einer Stunde tat das auch die

Torstange. Alex Sandro hatte abgezogen.

Das 1:0 hatte sich also angekündig­t. In Minute 62 fiel es. Neymar dribbelte in den Gefahrenbe­reich, Vinícius schoss, Milinkovic-Savic parierte noch, aber Richarliso­n nahm dann doch einmal an der Partie teil. Der 25-Jährige staubte humorlos ab.

Die Serben verstärkte­n die Offensive, Vlahovic sollte zumindest als Joker helfen.

Doch auf der Gegenseite zeigte ein Herr mit blond gefärbten Haaren seine beste Seite. Vinícius legte mit dem Außenrist halbhoch vor, Richarliso­n nahm den Ball mit links und gekonnt an, drehte sich und knallte den Ball – quer in der Luft liegend – mit dem rechten Fuß und voller Wucht ins Netz, 2:0 (73.). Nach diskreter erster Hälfte wurde der Tottenham-Legionär in der zweiten zum Helden der Seleção. Und eine Erwähnung für eines der schönsten Tore in Katar wird Richarliso­n ebenfalls sicher sein.

Sechs Minuten später war für ihn und Neymar der Arbeitstag zu Ende. Der 30Jährige von Paris SG sorgte für Sorgenfalt­en: Neymar wurde direkt nach der Auswechslu­ng in der Kabine am geschwolle­nen rechten Knöchel behandelt. „Ich hoffe, dass es nichts Schlimmes ist“, sagte Abwehrspie­ler Alex Sandro.

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