Gefangen in der FIFA-Matrix
Katar will sich mit der WM dem Westen annähern. Aber Menschenrechte, Nachhaltigkeit oder Pressefreiheit – alles nicht so einfach. Ganz anders beim Thema Kommerz. Wie man das so macht in der westlichen Welt, zeigt der Fußball-Weltverband vor.
Die zahlenden Partner rückt die FIFA nicht nur prominent in jedes nur mögliche Kamerabild, sondern sorgt auch dafür, dass in den offiziellen FIFA-Zonen (und von denen gibt es einige in Doha) nichts anderes als FIFAPartner zu sehen, zu erleben und zu schmecken sind. Wer essen will, isst bei der FastfoodKette des FIFA-Sponsors; wer Durst hat, löscht ihn mit einem Getränk des FIFA-Sponsors; wer das alles bargeldlos bezahlen möchte, muss dies mit einer Karte – Sie ahnen es – des FIFASponsors tun.
Wer keine Karte des FIFASponsors besitzt und Bargeld beheben will, hat die Rechnung ohne die allumfassende Sponsoren-Strategie gemacht: Die Geldmaschinen akzeptieren nur Karten des FIFA-Sponsors. Das hat man natürlich bedacht, die FIFA ist ja nicht dumm. Deshalb gibt es Prepaid-Karten mit einem fix aufgebuchten Betrag.
Was macht man, wenn nach Softdrink, Burger und FIFASouvenir alles aufgebraucht ist? Mehr Geld aufladen, würde wohl jeder vernünftige Mensch meinen. Es wäre alles so schön einfach, doch die Welt der FIFA ist komplexer. Auf laden ist nicht vorgesehen. Man muss immer wieder neue Plastikkarten erwerben. Die alten wirft man weg, oder man behält sie als – O-Ton am Schalter – „schönes Souvenir für Familie und Freunde“. Meine Lieben daheim werden Augen machen!
Als erprobter Sportberichterstatter ist man bei Großveranstaltungen, trotz der vielen Privilegien, an derlei Irrsinn gewöhnt. Bei dieser Endrunde treibt man es aber mehrfach auf die Spitze. Wer etwa keine Lust hat auf die Softdrinks des FIFASponsors und etwas Alternatives mitnimmt, dem wird von den Sicherheitskräften beim Eingang das Etikett entfernt.
Werbung soll auch Lust auf ein Produkt machen. Ich bezweif le, ob die FIFA das schafft.