Kurier

Gefangen in der FIFA-Matrix

- VON PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER philipp.albrechtsb­erger@kurier.at

Katar will sich mit der WM dem Westen annähern. Aber Menschenre­chte, Nachhaltig­keit oder Pressefrei­heit – alles nicht so einfach. Ganz anders beim Thema Kommerz. Wie man das so macht in der westlichen Welt, zeigt der Fußball-Weltverban­d vor.

Die zahlenden Partner rückt die FIFA nicht nur prominent in jedes nur mögliche Kamerabild, sondern sorgt auch dafür, dass in den offizielle­n FIFA-Zonen (und von denen gibt es einige in Doha) nichts anderes als FIFAPartne­r zu sehen, zu erleben und zu schmecken sind. Wer essen will, isst bei der FastfoodKe­tte des FIFA-Sponsors; wer Durst hat, löscht ihn mit einem Getränk des FIFA-Sponsors; wer das alles bargeldlos bezahlen möchte, muss dies mit einer Karte – Sie ahnen es – des FIFASponso­rs tun.

Wer keine Karte des FIFASponso­rs besitzt und Bargeld beheben will, hat die Rechnung ohne die allumfasse­nde Sponsoren-Strategie gemacht: Die Geldmaschi­nen akzeptiere­n nur Karten des FIFA-Sponsors. Das hat man natürlich bedacht, die FIFA ist ja nicht dumm. Deshalb gibt es Prepaid-Karten mit einem fix aufgebucht­en Betrag.

Was macht man, wenn nach Softdrink, Burger und FIFASouven­ir alles aufgebrauc­ht ist? Mehr Geld aufladen, würde wohl jeder vernünftig­e Mensch meinen. Es wäre alles so schön einfach, doch die Welt der FIFA ist komplexer. Auf laden ist nicht vorgesehen. Man muss immer wieder neue Plastikkar­ten erwerben. Die alten wirft man weg, oder man behält sie als – O-Ton am Schalter – „schönes Souvenir für Familie und Freunde“. Meine Lieben daheim werden Augen machen!

Als erprobter Sportberic­hterstatte­r ist man bei Großverans­taltungen, trotz der vielen Privilegie­n, an derlei Irrsinn gewöhnt. Bei dieser Endrunde treibt man es aber mehrfach auf die Spitze. Wer etwa keine Lust hat auf die Softdrinks des FIFASponso­rs und etwas Alternativ­es mitnimmt, dem wird von den Sicherheit­skräften beim Eingang das Etikett entfernt.

Werbung soll auch Lust auf ein Produkt machen. Ich bezweif le, ob die FIFA das schafft.

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