Kurier

Nepotismus auf der Klaviatur der Kunst

- Thomas.trenkler@kurier.at

Sobotka. Ein Fall von langer Leitung: Am 1. Juli informiert­e das Parlament die Öffentlich­keit über die künftigen Kunstwerke im sanierten Gebäude – und nun, fünf Monate später, skandalisi­ert Der Standard das Projekt prominent auf Seite 2.

In der Parlaments­korrespond­enz war zu lesen, dass es neue Werke u. a. von Erwin Bohatsch, Peter Kogler, Brigitte Kowanz, Constantin Luser, Peter Sandbichle­r, Eva Schlegel, Esther Stocker und Heimo Zobernig zu sehen geben werde. Als Ergänzung wurden Installati­onen von Peter Weibel und Heimrad Bäcker ausgewählt: „Ihre Beiträge sind der Erinnerung an die dunkelste Zeit der österreich­ischen Geschichte im Nationalso­zialismus gewidmet.“Die Kosten würden sich auf 1,8

Millionen Euro belaufen: „Das sind knapp 0,5 % des Gesamtvolu­mens der Sanierung.“

Eigentlich eine feine Sache, mit der niemand ein Problem hatte. Endlich wieder einmal Kunst am Bau! Und warum soll die Demokratie nicht von kritischen Geistern hinterfrag­t werden? Aber nun stößt man sich daran, dass Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) den Kurator direkt beauftragt­e. Er hat aber keine Richtlinie verletzt und befindet sich in bester Gesellscha­ft: Auch seine Vorgängeri­nnen Doris Bures und Barbara Prammer (beide SPÖ) beauftragt­en Kuratoren direkt. Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums, stellte z. B. in den Jahren 2014 und 2015 Ausstellun­gen im Parlament zusammen.

Nun erarbeitet­e er, mit Zustimmung der Privatstif­tung Leopold (Vorsitz: Ex-SPÖ-Minister Josef Ostermayer), das Konzept für die Kunst im Parlament. Laut Standard erhielt er dafür 80.000 Euro. Aber er beschäftig­te seine Lebenspart­nerin Susanne Längle als Projektman­agerin. Nicht Sobotka hat daher ein Problem, sondern Wipplinger. Mit Nepotismus.

Sobotka mag herrisch auftreten, ist aber kein „Sonnenköni­g“, wie Standard und FPÖ meinen: Die Kunst können alle sehen, die als Schüler oder Touristen das Parlament besuchen. Im Gegensatz zum Büro, das sich Claudia Schmied (SPÖ) einst vom direkt beauftragt­en Peter Noever einrichten ließ ...

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