Kurier

Tausende Euro mehr bei späterer Pension

WIFO-Studie. Zuschläge aus der Korridorpe­nsion für längeres Arbeiten zahlen sich in barer Münze aus. Weil die Lebenserwa­rtung steigt, sind Experten für Anreize zur Anhebung des faktischen Pensionsan­trittsalte­rs

- VON MICHAEL BACHNER

Länger als vorgeschri­eben zu arbeiten, lohnt sich für jeden Arbeitnehm­er und für jede Arbeitnehm­erin. Es bringt später bares Geld in Form einer teils deutlich höheren Pension. Das zeigt eine neue Studie des WIFO.

Wenn das für den Einzelnen gesundheit­lich möglich ist und es der Betrieb überhaupt erlaubt, sollten sich ältere Beschäftig­te deshalb genauer über die Möglichkei­ten der Korridorpe­nsion informiere­n (siehe Kasten rechts).

Konkret hat das WIFO im Auftrag des Vereins für Generation­engerechti­gkeit am Montag eine Studie über „die Auswirkung­en einer längeren Erwerbskar­riere auf das Pensionsei­nkommen“vorgelegt.

Darin wird für Hilfskräft­e bis hin zu Akademiker­n gezeigt, um wie viel höher jedes Jahr die Korridorpe­nsion ausfällt, wenn man sie später als mit 62 antritt. Die Logik ist simpel: Zunächst erspart man sich die Abschläge, wenn man z. B. mit 63 statt mit 62 die Pension antritt. Ab 65 kommen dann die Zuschläge zum Tragen.

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Frau mit einem Kind

Bei diesem Fallbeispi­el – angenommen wird die maximale Karenzzeit und danach Teilzeit bis zum Schuleintr­itt des Kindes – bekommen weibliche Hilfskräft­e brutto 126 Euro mehr, wenn sie mit 63 statt mit 62 in Pension gehen. Dieser Betrag steigt mit jedem Jahr des späteren Pensionsan­tritts. Geht dieselbe Hilfskraft erst mit 68 Jahren in Pension, bekommt sie um brutto 774 Euro mehr. Das wären immerhin 10.836 Euro brutto mehr im Jahr.

Bei akademisch­en Berufen mit ihren grundsätzl­ichen höheren Gehältern und steileren Karriereve­rläufen sind es sogar 288 Euro im Monat mehr, wenn die Frau mit 63 statt mit 62 in Pension geht. Und dieser Wert steigt auf bis zu 1.744 Euro brutto im Monat, wenn dieselbe Akademiker­in mit Kind erst mit 68 in Pension geht. Das ist aufs Jahr hochgerech­net eine zusätzlich­e Pension im Vergleich zum frühest möglichen Pensionsan­tritt von 24.416 Euro.

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Mann mit späterem Pensionsan­tritt

Nicht viel anders sieht es bei Männern aus. Eine männliche Hilfskraft, die mit 63 statt 62 in Pension geht, bekommt im Vergleich monatlich 169 Euro brutto mehr. Geht diese Hilfskraft mit 68 statt mit 62 in Pension sind es 1.038 Euro mehr. Aufs Jahr gerechnet ergäbe sich somit eine um 14.532 Euro höhere Pension.

Am höchsten ist der Wert wieder bei Akademiker­n, die später gehen und jedes Jahr den vollen Zuschlag der Korridorpe­nsion lukrieren. Tritt

WIFO-Felbermayr: Länger arbeiten reduziert Fachkräfte­mangel

der Akademiker mit 63 statt mit 62 seine Pension an, bringt das bereits 331 Euro im Monat mehr. Beim Pensionsan­tritt mit 68 statt mit 62 sind es monatlich bereits 1.981 Euro brutto mehr. Im Jahr wären das immerhin 27.734 Euro brutto, die man mehr bekommt oder eben liegen lässt, wenn man zum frühest möglichen Zeitpunkt in Pension geht.

Mehr Anreize nötig

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr sagte, das Ziel müsste sein, das faktische Pensionsan­trittsalte­r in Österreich zu erhöhen. Das Pensionsan­trittsalte­r liege immer noch auf dem Niveau von 1970.

Anreize wären dabei besser als harte bürokratis­che Vorgaben, so Felbermayr, anspielend auf ein höheres gesetzlich­es Antrittsal­ter. Das sei vor allem für Betriebe interessan­t, sie könnten so Fachkräfte halten.

Riesen Karotte

Studienaut­or Thomas Url sieht ein „Informatio­nsproblem“gegeben. Die Menschen wüssten zu wenig über die Anreize der Korridorpe­nsion Bescheid und auf dem Pensionsko­nto wäre nur die Vergangenh­eit abgebildet. Url: „Es gibt im Pensionssy­stem eine riesige Karotte, die vor den Menschen hängt. Aber man legt den Menschen gleichzeit­ig eine Binde um die

Augen. Man sieht nicht, was man in der Zukunft für eine Pension erwarten könnte.“

Der frühere Vorsitzend­e der Alterssich­erungskomm­ission Walter Pöltner meinte gar, er müsse seinen „Zorn gegenüber der Politik unterdrück­en“. Die Probleme in der Pflege, im Gesundheit­ssystem und bei den Pensionen würden auf die nächsten Generation­en überwälzt. Das sei „mehr als erschrecke­nd“und seiner Meinung nach so etwas wie „fahrlässig­e Krida“.

Entscheide­nd sei ein Gesinnungs­wandel, in Österreich würde es immer noch als Leistung betrachtet, so Pöltner, wenn man möglichst früh in Pension geht.

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Länger zu arbeiten bringt eine teils wesentlich höhere Pension. Für Frauen zahlt sich das mit der Anhebung des Regelpensi­onsalters auf 65 aus
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