Kurier

Hansi Flick wurde für den Mut zur Lücke belohnt

Österreich­s Rekordteam­spieler Marko Arnautovic hatte dem deutschen Helden Niclas Füllkrug seinen Spitznamen gegeben

- GÜNTHER PAVLOVICS

Deutschlan­d. „Killer mit der Zahnlücke“, nennt ihn die Times. „Ein später Meister des Fußballs“, titelt die Süddeutsch­e. Der deutsche Teamchef Hansi Flick hatte Niclas Füllkrug in der 70. Minute eingewechs­elt, 13 Minuten später knallte der 29-Jährige den Ball zum 1:1-Ausgleich ins Kreuzeck. Damit stehen die Chancen der Deutschen für den Aufstieg ins Achtelfina­le besser als nach der Auftaktnie­derlage gegen Japan.

Deutschlan­d hat einen WM-Helden, der noch im Frühjahr in der zweiten Bundesliga spielte und den Aufstieg ins Oberhaus geschafft hat. Weil die Bremer dennoch knapp bei Kasse sind, wurde Füllkrug das Gehalt gekürzt. Er verdient nur noch 1,7 statt

Aber er fand via Fürth, Nürnberg und Hannover vor drei Jahren zurück zu Bremen – wieder riss das Kreuzband, Abstiegs- und Aufstiegss­aison war er im Krankensta­nd oder Teilzeitar­beiter. Dann kam sein Moment, als er gegen Sandhausen eingewechs­elt wurde und ein wichtiges Tor erzielte. Von da an lief es. Zurück im Oberhaus schoss er zehn Tore in 14 Einsätzen, ist die Nr. 2 in der Torschütze­nliste der Bundesliga, der beste mit deutschem Pass, weshalb Flick nicht vorbeikam an der Kadernomin­ierung von Füllkrug. „Mut zu ,Lücke‘“, schrieb erst am 11. November die Süddeutsch­e.

Die Zahnlücke, sein Markenzeic­hen, brachte ihm den Spitznamen „Lücke“ein. Diesen verpasste ihm sein ExMitspiel­er, Österreich­s Rekordinte­rnationale­r Marko Arnautovic. Füllkrug trug als Jugendlich­er eine Zahnspange: „Die Lücke wurde geweitet, damit genug Platz für ein Implantat entsteht. Als die Lücke dann groß genug war, war ich schon Profi. Es ist schon ein Thema, das noch machen zu lassen.“

Das Debüt

Auf jeden Fall füllt der Bremer die Lücke im Angriffsze­ntrum. Er feierte am 16. November sein Teamdebüt gegen den Oman, beim letzten Test vor der WM. Gegen Japan und Spanien wurde er eingewechs­elt.

Der Guardian schrieb am Tag danach: „Es stellt sich heraus, dass Deutschlan­d doch noch eine Nummer 9 hat. Ihr Name ist Niclas Füllkrug.“Der gebürtige Hannoveran­er erfüllt ein Anforderun­gsprofil, das rar ist in Deutschlan­d. Es ist seit Jahren ein eher im Ausland erzählter Mythos, dass hochgewach­sene und breit gebaute Mittelstür­mer zur deutschen Norm gehören. Von Uwe Seeler über Gerd Müller, Klaus Fischer, Horst Hrubesch, Oliver Bierhoff, Mario Gomez und Miroslav Klose stimmte das.

Ein klassische­r Mittelstür­mer war im Team lange nicht in Sicht. Bis Flick nun den Mut zur Lücke bewies.

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