In 13 Minuten durch Österreich
Im Burgenland werden Senioren mit VR-Brille auf Ausflüge geschickt
Herr Macek hatte einen Wunsch. So gern wollte er noch einmal den Wallfahrtsort Maria Saal in Kärnten mit eigenen Augen sehen. Das Problem: Herr Macek ist nicht mehr der Jüngste, und außerdem in seiner Mobilität eingeschränkt. Er lebt im SeneCuraSozialzentrum Rust, größere Reisen stehen schon länger nicht mehr auf seiner Tagesordnung.
Der Wunsch von Herrn Macek ging trotzdem in Erfüllung; und zwar ganz ohne Reisestress. Zu verdanken ist das „Vitablick“, einer Erfindung von Amadeus Linzer aus Oberwart. Mit seinem Start-up ermöglicht Linzer Ausflüge an reale Orte in der virtuellen Realität. Er hat aus eigener Erfahrung mit seinem bettlägrigen
Großvater erkannt, dass Fernsehen und Bilder am Laptop nicht mit „echtem Erleben“mithalten können. Virtual Reality kommt der Wirklichkeit hingegen schon ziemlich nahe.
Und so funktioniert es: Die Ausflügler können aus mehr als 80 verschiedenen Destinationen wählen. „Vitablick“hat dafür 65 beliebte Reiseziele in ganz Österreich in 360-Grad-Videos festgehalten. Mittlerweile können auch schon einige Städte im Ausland, wie zum Beispiel Mailand, virtuell besucht werden. Der Reisekatalog wächst stetig weiter.
Nach einer kurzen Einschulung werden die VR-Brillen aufgesetzt, die rund 13-minütige Reise kann losgehen. Auf die moderne Technik würden die Senioren fast immer „überraschend aufgeschlossen“reagieren, berichtet Linzer. Seit der Oberwarter heuer im Frühjahr zwei Investments in der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“abgestaubt hat, bietet er „Vitablick“für Privatkunden an. Kostenpunkt: Einmalig 495 Euro plus rund 30 Euro pro Monat für die Lizenz. Das Hauptgeschäft mache „Vitablick“in Pflegeeinrichtungen. Laut Unternehmensauskunft gibt es bereits mehr als 1.500 aktive Nutzer.
Im Ruster Seniorenheim werden die VR-Brillen noch für zwei Wochen getestet. Von seiner Reise nach Kärnten berichtet Herr Macek mit Begeisterung: „Ich habe mich so gefreut, ohne jeglichen Aufwand eine kleine Wallfahrt nach Maria Saal machen zu können. Und aus dem eigenen gemütlichen Sessel ist das fast genauso schön wie in Wirklichkeit“.
Einheitsbrei. Zu Hause gab es stets eine eiserne Regel: Der Advent hat erst dann begonnen, wenn Luiserl und Omama um die Gans streiten, Lilibet im Nerz auftaucht und der Christbaum samt Engelshaar in Flammen aufgeht. „Single Bells“wurde in den Wochen vor Weihnachten traditionell so oft gemeinsam angeschaut, dass sämtliche Familienmitglieder die bissigen Dialoge bis heute auswendig mitsprechen können.
Auf Platz 2 der familieninternen Beliebtheitsskala rangiert „Tatsächlich Liebe“, und wer sich jetzt richtig alt fühlen möchte, blättere auf Seite 32: Dort erfährt man, dass der Kult-Weihnachtsfilm aller Millennials heuer zwanzig (!) Jahre alt wird. Das stimmt nostalgisch, denn was für Hugh Grant als britischer Premierminister gilt, gilt auch für das Genre Weihnachtsfilm an sich: Irgendwie kam danach (mit Ausnahme von „Liebe braucht keine Ferien“anno 2006) nichts Besseres mehr nach.
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Zwar sind Netflix & Co. ab Oktober voll mit Weihnachtsromanzen, doch die triefen nur so vor Kitsch und Kunstschnee und klischeehaften Handlungen. Hoch im Kurs: Zwei attraktive Singles täuschen eine Beziehung vor, um am Heiligen Abend vor der eigenen Verwandtschaft nicht als Totalversager dazustehen. (Am Ende verlieben sie sich natürlich ineinander.) Oder: Eine Karrierefrau aus der
Großstadt kehrt zu den Feiertagen in ihr
Dorf zurück und trifft auf ihre bodenständige Jugendliebe, die ihr den
Zauber der Weihnacht näherbringt. (Am Ende verlieben sie sich natürlich ineinander.)
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Schafft man es bis zum Abspann eines solchen Films, fühlt man sich, als hätte man viel zu viele picksüße Punschkrapferl auf einmal vernascht. Als Ausgleich braucht es dann ganz dringend einen tanzenden Hugh Grant. Oder einen brennenden Christbaum.