Zeitgenössische Musik als Kontrapunkt zu „ausdrücklichen Hinweisen auf das Nichts“
Das Jewish Chamber Orchestra Munich im Wiener Konzerthaus
Kritik. Samuel Becketts Hörspiel „Worte und Musik“– diese Aufführung war wie ein Gruß aus einer anderen Zeit. Eine seltsame Art von Melancholie wehte durch den Mozart-Saal beim Gastspiel des Jewish Chamber Orchestra of Munich.
Zwei Stimmen und ein Kammerorchester formieren sich zu einem Ensemble und führen live ein Hörspiel mit dem Titel „Worte und Musik“auf. Von Samuel Beckett ist es, die Musik stammt von Morton Feldman. Der Abend geriet mit Burgschauspielerin Bibiana Beglau (Joe, Worte) und Götz Otto (Krak) zu einer Art von fast schmerzvollem Rückblick an die faszinierende Zeit des von Claudio Abbado gegründeten Festivals Wien modern.
Die aktuelle Ausgabe von Wien modern läuft noch bis 30. November mit dem Fokus auf Gegenwartsmusik. Offensichtlich will sie ohne Kunstwerke aus der großen Zeit der Neuen Musik auskommen. Beklemmend treffend die Presse-Aussendung mit dem Hinweis auf die letzte Veranstaltung „ein ausdrücklicher Hinweis auf Nichts“.
Giganten
Gut, dass das Konzerthaus ein Werk der Giganten Beckett und Feldman nun in sein reguläres Programm aufgenommen hat. Zusätzlich
mit dem kurzen Präludium „In a Landscape“von John Cage, das Pianist Andreas Skouras wie eine Meditation interpretierte. Nahtlos fügte Grossmann „Worte und Musik“an, und brachte die Klanggebilde Feldmans zum Schweben, die sich ideal mit den kryptischen Texten verbanden.
Die Aufführung demonstrierte, dass dieses Werk noch immer zu irritieren vermag. Manche aus dem Publikum verließen nach etwa 20 Minuten den Saal, auch das erinnerte an eine Zeit, als die Gegenwartskunst noch aufregte. Schön, dass sie es noch kann. Bravos!