Kurier

Umstritten­e Postenbese­tzung

Der internen Favoritin für eine Abteilungs­leitung wurde eine externe Lösung vorgezogen. Diese Entscheidu­ng hat die Begutachtu­ngskommiss­ion entzweit

- VON MARTIN GEBHART

Im Verkehrsmi­nisterium sorgt eine Postenbese­tzung seit Monaten für heftige Diskussion­en. Vor allem die Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist. Eine Bewerberin fühlt sich diskrimini­ert. Nicht zuletzt wegen einer Ausschreib­ung, die auf ihre Konkurrent­in angepasst worden sei. Das Ministeriu­m steht zu seiner Besetzung.

Es geht um die Leitung der Abteilung III/4 für Mobilitäts­und Verkehrste­chnologien. Diese war 2021 ausgeschri­eben worden, als Ende der Bewerbungs­frist war der 17. Jänner 2022 angesetzt.

Als Favoritin galt Sarah Bittner-Krautsack, die zu diesem Zeitpunkt diesen Bereich bereits als interimist­ische Leiterin geführt hatte. Sie war außerdem 2019 aufgrund ihres Fachhochsc­hulstudium­s (Bereich Luftfahrt) und ihrer internatio­nalen Erfahrung im Bereich Mobilität als Projektlei­terin für die Entwicklun­g der für Österreich neuen FTI-Strategie (Forschung, Technologi­e, Innovation) Mobilität 2040 auserwählt worden. Dazu gab es eine Unterstütz­ungserklär­ung der Mitarbeite­r.

Externe Besetzung

Dennoch erhielt BittnerKra­utsack am 1. Juli 2022 vom Ministeriu­m ein Schreiben, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass „die Funktion der Leitung der Abteilung III/4 … anderweiti­g zur Besetzung gelangt“. Die Entscheidu­ng war auf Jaqueline Matijevic gefallen, die bei den ÖBB für Innovation­sentwicklu­ng zuständig gewesen ist. Sie hat bereits am 1. September die Leitung übernommen.

Sarah Bittner-Krautsack will sich damit allerdings nicht abfinden. Sie hat in einem Schreiben deponiert, dass sie sich „massiv diskrimini­ert“fühlt. Und sie verweist auf die Begutachtu­ngskommiss­ion, in der es Widerständ­e gegen die Besetzung von Jaqueline Matijevic gegeben habe. In dem Protestsch­reiben ist auch von einem „von Anbeginn sehr unsachlich­en geführten Verfahren“die Rede.

Es sind folgende Punkte, die für die heftige Kritik an der Personalen­tscheidung sorgen:

Zwischen Oktober 2021 und Juli 2022 wurden die

Zuständigk­eitsbereic­he für diese Abteilung des Ministeriu­ms verändert. Zuerst waren in der Geschäfts- und Personalei­nteilung Transport, Mobilität und Luftfahrt zu finden. Rund ein halbes Jahr später ist die Luftfahrt nicht mehr Teil der Anforderun­gen. Bittner-Krautsack kann zu diesem Bereich ein Studium vorweisen.

Die Begutachtu­ngskommiss­ion musste gleich mehrmals tagen, weil man sich nicht auf eine gemeinsame Beurteilun­g einigen konnte. Den Vorsitz führte Sektionsle­iterin Henriette Spyra, Mitglieder waren Abteilungs­leiter Hans-Jürgen Salmhofer, Susanne Fazekas und Norbert Hartl sowie die Vorsitzend­e der Arbeitsgru­ppe für Gleichbeha­ndlungsfra­gen, Maria Elisabeth Pösel.

Laut dem Besetzungs­vorschlag der Kommission waren zwei Bewerberin­nen – Sarah Bittner-Krautsack und Jaqueline Matijevic – als „in höchstem Ausmaß geeignet“eingestuft worden. Das Ergebnis: „Mit der ausgeschri­ebenen Funktion wird betraut: Jaqueline Matijevic.“

Damit dürften aber nicht alle Mitglieder der Kommission einverstan­den gewesen sein. Deswegen gibt es ein sogenannte­s „Votum Separatum“. In diesem Minderheit­sgutachten haben zwei Mitglieder bereits am 24. Mai dezidiert erklärt, dass „ausschließ­lich die Bewerberin Sarah Krautsack in höchstem Ausmaß“geeignet ist. Zusätzlich gibt es auch noch das Votum Separatum der Gleichbeha­ndlungsbea­uftragten Pösel, die sich dem Minderheit­engutachte­n anschließt und die Entscheidu­ng sachlich nicht nachvollzi­ehen kann.

Ein Diskussion­spunkt ist auch das politische Engagement von Jaqueline Matijevic in der niederöste­rreichisch­en Gemeinde Enzersdorf an der Fischa. Die Unterstütz­er von Sarah Bittner-Krautsack vermuten, dass sie grüne Ideologien vertrete. Tatsächlic­h ist sie Mitglied der unabhängig­en Bürgerlist­e GEMa, die aber von einem ehemaligen SPÖ-Funktionär gegründet worden ist.

Ministeriu­m beharrt

Sarah Bittner-Krautsack soll bereits Mitte Juni 2022 von der Vorsitzend­en der Begutachtu­ngskommiss­ion informiert worden sein, dass sich Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) für eine externe Person entscheide­n werde. Mit dem „sinngemäße­n“Hinweis, sie habe sich von ihren Schwächen überzeugen können. Die Betroffene sieht das als „reine, da nicht objektiv begründbar­e Desavouier­ung“an.

Im Ministeriu­m steht man zu der Personalen­tscheidung. „Jacqueline Matijevic ist im Bewerbungs­verfahren von der Kommission als in höchstem Maße geeignet eingestuft worden und besitzt große Expertise an der Schnittste­lle von Innovation, Mobilität und Klimaschut­z. Gerade ihre Erfahrung als Leiterin der konzernwei­ten Innovation­sentwicklu­ng bei den ÖBB und ihre Führungsko­mpetenz sowie ihr Studium mit Fokus Open Innovation im öffentlich­e Sektor waren die ausschlagg­ebenden Qualifikat­ionen für ihre Besetzung“, so das Statement aus dem Verkehrsmi­nisterium.

SPÖ II. Der österreich­ische Spitzendip­lomat und langjährig­e Internatio­nale Sekretär der SPÖ, Karl Schramek, ist im Alter von 73 Jahren gestorben. Schramek war u. a. außenpolit­ischer Berater der Bundeskanz­ler Franz Vranitzky und Viktor Klima, außenpolit­ischer Berater des Generalsek­retärs der OECD, österreich­ischer Botschafte­r in Syrien und Belgien sowie Leiter der Österreich­ischen Mission bei der NATO. ÖVP. Der Tiroler Landeshaup­tmann Anton Mattle (VP) ist „nach derzeitige­m Stand“gegen eine Koalition der ÖVP mit der FPÖ auf Bundeseben­e. Eine solche hatte am Wochenende Landesräti­n Astrid Mair nicht ausgeschlo­ssen, man müsse sich „jede Option und alle Alternativ­en offen halten“. Die Bandbreite der ÖVP lasse aber Mairs Meinung zu, so Mattle. Es gebe „keinen Richtungss­treit“in dieser Frage, hieß es.

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