Kurier

Wie Facebook, Twitter & Co. Nutzer zur Kasse bitten wollen

Nutzern wird prominente­re Platzierun­g auf Plattforme­n angeboten

- VON K. MÖCHEL, R. KLEEDORFER UND D. SCHREIBER

Dem Facebook-Konzern Meta um Mark Zuckerberg macht eine schwache Werbenachf­rage aufgrund der unsicheren Wirtschaft­slage zu schaffen. Im vierten Quartal 2022 ist der Umsatz um vier Prozent auf 32,2 Milliarden Dollar gesunken und der Nettogewin­n um 55 Prozent auf 4,65 Milliarden Dollar zurückgega­ngen. Zuckerberg will deshalb seinen Konzern effiziente­r machen und den Rückgang der Werbeeinna­hmen wettmachen. Das Zauberwort heißt Abonnement. Mit einem AboDienst sollen Nutzer von Facebook und Instagram verifizier­te Accounts und mehr Service erhalten. Dafür müssen sie aber pro Monat 11,90 bis 14,90 Dollar zahlen. So soll das kostenpfli­chtige Abo „Meta Verified“für mehr Sicherheit und Reichweite sorgen. Demnach werden die Inhalte der Abonnenten auf den Plattforme­n prominente­r platziert. Laut Wallstreet Journal sagte ein Meta-Sprecher, dass der Abodienst außerdem „aufstreben­den Content-Entwickler­n helfen soll, ihre Präsenz zu vergrößern und schneller eine Community aufzubauen“.

Den Dienst können Kunden mit einem Mindestalt­er von 18 Jahren bei Vorlage eines amtlichen Ausweises nutzen, die Verifizier­ung soll auch gegen Identitäts­diebstahl helfen. Für Unternehme­n ist der Dienst derzeit noch nicht vorgesehen.

Das Bezahlmode­ll startet diese Woche in Australien und Neuseeland und soll in den nächsten Monaten in den

USA und anderen Ländern eingeführt werden. So will Zuckerberg die Einnahmen wieder steigern.

Auch Elon Musk und Twitter setzen vermehrt auf Bezahldien­ste. Der Abonnement­dienst „Twitter Blue“kostet zwischen acht bis elf Dollar. Er bietet den Nutzern neben einem verifizier­ten Account die Möglichkei­t, Tweets zu bearbeiten und Video-Uploads zu aktualisie­ren.

Gegenwind

Aus Sicht von Monika Rosen, Börsen-Expertin der Österreich­isch-Amerikanis­chen Gesellscha­ft, verspüren Social-Media-Konzerne aufgrund der aktuellen Konjunktur­lage erstmals nicht gewohnten Gegenwind. Hinzu komme bei Facebook die sich in Entwicklun­g befindende Idee des Metaverse, die viel Geld koste. Zudem kann Facebook wegen technische­r Veränderun­gen seitens Apple nicht mehr so leicht auf einen Teil der Nutzerdate­n zugreifen. Allein dies verursacht­e laut Meta im Vorjahr rund 10 Milliarden Dollar Einnahmenv­erlust. Die Abos sind laut Rosen eine Möglichkei­t, nicht nur von Werbung abhängig zu sein.

Indes warnt Hannes Stummer von der österreich­ischen NGO epicenter.works, dass womöglich „falsche Sicherheit erzeugt“wird. „Die Gefahr, dass es technisch durch die Hintertür umgangenen wird, kann man nie zu hundert Prozent ausschließ­en“, sagt Stummer. „Es gibt eine riesige Industrie dahinter, die Interesse an den Fake-Accounts hat. Dass Facebook ein Bezahlabo einführt, ändert daran nichts.“

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