Kurier

Ein Drache auf polierten Schienen

Die Grottenbah­n am Linzer Pöstlingbe­rg ist am 1. März in ihre 75. Saison gestartet – mit zahlreiche­n Originalen und kleinen Neuerungen

- VON ANNA PERAZZOLO

Wenn der rot-grüne Drache in der Rauchwolke aus seiner Höhle kommt, quietschen und schreien die Kinder. Nicht aber aus Angst, sondern aus purer Freude. Der Drache ist nämlich eigentlich eine Lokomotive, der die Waggons der Grottenbah­n am Pöstlingbe­rg in Linz zieht. Auf dem Rücken des Drachen „Lenzibald“geht es für die Kinder in eine andere Welt – die der Zwerge und Märchen. Und zwar heuer schon zum 75. Mal.

Die Grottenbah­n feiert ihr Jubiläum: Nicht das ihrer Eröffnung, sondern das ihrer Wiedereröf­fnung. Zum ersten Mal drehte die Bahn, die in einem ehemaligen Verteidigu­ngsturm untergebra­cht ist, ihre Runden 1906 – also vor 117 Jahren. Gegen Ende des Zweiten Weltkriege­s wurde die Attraktion aber stark beschädigt und erst 1948 wiedereröf­fnet. Und das wird heuer gebührend gefeiert.

Drei Runden im Dunkeln

Die Bildhaueri­n Friederike Renate Stolz gestaltete damals 22 Szenen mit insgesamt 65 Zwergen für die Rundfahrt mit der DrachenBah­n. Verändert hat sich seitdem recht wenig: Entlang der Grottenbah­n sitzen nach wie vor die im Original erhaltenen Zwerge und kämpfen mit „sündigen Raupen“oder trauern um „tote Eichkätzch­en“. „Obwohl immer wieder Neuheiten geplant sind, ist uns die originalge­treue Erhaltung der Grottenbah­n sehr wichtig“, sagt Barbara Kaiser-Anzinger, Leiterin der Grottenbah­n.

Insgesamt dreht die Bahn drei Runden, zwei davon im Dunkeln. Angst scheinen die meisten jungen Besucher hier dennoch nicht zu haben. Obwohl es zwischen den Zwergen und den ausgestopf­ten Wildvögeln genügend Gründe dafür gäbe. Stattdesse­n erfreuen sie sich an den bunten

Szenen – schließlic­h haben sie die mutigen Omas an ihrer Seite.

Die Beliebthei­t der Attraktion bezeugen aber auch die Zahlen: 140.692 Gäste hatte die Grottenbah­n im vergangene­n Jahr, 61.414 davon waren Kinder.

Die letzte Runde mit der Grottenbah­n fährt man dann im hellen, bunten Licht. Am Ende verabschie­det sich „Lenzibald“mit seinem rauchigen Atem, danach geht es vorbei an Zwerg „Naseputz“ins Untergesch­oß. Spätestens hier dürften auch FantastieV­erweigerer

ins Staunen kommen. Seit 1939 (wiederaufg­ebaut und eröffnet im Jahr 1950) gibt es hier unten eine Nachbildun­g des Linzer Hauptplatz­es zur Zeit um 1900. Bunte Häuser, aus denen interessie­rte Bewohner hervorluge­n, schmücken

den Platz. Täuschend echt holt einen dieser Ort aus der Realität in die Märchenwel­t.

In den Gassen zwischen den Häusern lassen sich hier 16 Märchensze­nen erleben. Von Rotkäppche­n bis hin zum Berggeist Rübezahl. Mit Hilfe von kleinen Knöpfen an der Wand, erwachen sie zum Leben – zumindest akustisch. Perfekt für jeden, der Dornrösche­n schon einmal Schnarchen hören wollte.

Einige Neuerungen gibt es in der historisch­en Grottenbah­n dann aber doch: In der heurigen Winterpaus­e bekamen einige Figuren einen neuen Anstrich und auch der Grottenbah­n-Shop wurde modernisie­rt.

Und wem ein Jubiläum zu wenig ist: Auch die Pöstlingbe­rgbahn – mit der man auf den Pöstlingbe­rg gelangt – feiert heuer Geburtstag. 125 Jahre wird sie alt und ist noch immer auf Schiene.

Apropos Schienen: Auch „Lenzibald“blieb vergangene­n Winter nicht von den Instandhal­tungsarbei­ten verschont. Zum ersten Mal seit der Wiedereröf­fnung wurden seine Schienen geschliffe­n. Auf seinem Rücken geht es demnach rüttelfrei in die neue Saison.

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Drei Runden dreht der Drache „Lenzibald“(oben). Eine davon im bunten Licht (links). Der Grottenbah­nShop wurde heuer erneuert (unten Mitte)
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ANNA PERAZZOLO
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