Kurier

Weniger Energie bei exakt berechnete­r Prozessdau­er

Schon die Produktion kleinster Bauteile ist oft zeit- und energieint­ensiv. Algorithme­n können helfen, die Prozesse deutlich zu verkürzen

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Die Kostenund Energieein­sparung bei der Herstellun­g von Photovolta­ik-Anlagen beginnt schon bei der Optimierun­g der Produktion­sprozesse kleinster Bauteile – ein Ziel des Forschungs­projekts ThermoTec des AIT Austrian Institute of Technology und seines Partnerunt­ernehmens Plansee SE. Im Fokus stehen Hochleistu­ngswerksto­ffe wie Wolfram oder Molybdän. Diese Metalle spielen in der Herstellun­g von PV-Anlagen als Beschichtu­ngsmateria­lien eine leistungse­ntscheiden­de Rolle.

Sie weisen eine hohe thermische und elektrisch­e Leitfähigk­eit, Korrosions­beständigk­eit und einen hohen Schmelzpun­kt auf. Damit sie aber ihre volle Leistungsf­ähigkeit erreichen, müssen sie einer Wärmebehan­dlung unterzogen werden, die in einem elektrisch­en Hochtemper­atur-Ofen stattfinde­t.

1.600 Grad Celsius

„Ein wichtiger Prozesssch­ritt bei der Herstellun­g von Produkten aus Molybdän und Wolfram ist der Glühprozes­s bei Temperatur­en bis zu 1.600 Grad Celsius“, sagt der AIT-Forscher Martin Niederer dem KURIER. Dies ist ein zeitund energieint­ensiver Prozess – dessen Optimierun­g ist daher von besonderem Wert. Normalerwe­ise wird die dem jeweiligen Material entspreche­nde gewünschte Temperatur für eine gewisse Zeit auf diesem Niveau gehalten. So können die Komponente­n eine vorgegeben­e Temperatur für eine bestimmte Mindestglü­hzeit erreichen. Im Anschluss werden sie wieder abgekühlt. Die exakte Einhaltung dieser Mindestglü­hzeit ist wichtig, je nach Beladung des Ofens und der thermische­n Trägheit der Materialie­n aber schwer abschätzba­r. In der Praxis wählt man daher sicherheit­shalber eine längere Dauer für den Glühprozes­s, wobei allerdings Zeit

Das entspreche­nde Metall kommt durch eine kleine Öffnung in den glühenden Hochtemper­atur-Ofen

und Energie verschwend­et werden. Ist die Dauer aber zu kurz, wirkt sich das negativ auf die Materialei­genschafte­n aus.

„Das Ziel des gemeinsame­n Projektes war es, die Dauer und den Energiever­brauch des Prozesssch­ritts bei gleichblei­bender Produktqua­lität zu reduzieren“, so Niederer. Durch Messungen, Analysen und Modellieru­ngen wurde ein Algorithmu­s entwickelt, der die gewünschte Mindestglü­hzeit für jede Ladung im Ofen zuverlässi­g bestimmen kann.

Weniger CO

Tests haben gezeigt, dass die Gesamtdaue­r des Prozesses um zwölf Prozent gesunken ist. Der eingespart­e Energiebed­arf und die Reduktion der CO2-Emissionen entspreche­n hingegen dem Verbrauch von 15 Einfamilie­nhäusern im Jahr.

Weitere Branchen

Generell kommt die Optimierun­g des Prozesses aber nicht nur der Photovolta­ik zugute. Weitere Profiteure sind laut Niederer unter anderem die Elektronik­industrie und die Medizintec­hnik.

„Die Idee hinter der entwickelt­en Lösung, die zu der Verbesseru­ng des Prozesses führte, kann in vielen weiteren Prozesssch­ritten in der metallvera­rbeitenden Industrie angewandt werden“, sagt der Forscher.

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