Kurier

„Ich habe fast alle Nationalit­äten durch“

Der Schauspiel­er mit „Migrations­vordergrun­d“ist für seine Rolle in „Schrille Nacht“für eine ROMY nominiert. Gefragt ist er auch in Ägypten, dem „Hollywood des arabischen Raums“

- VON MARCO WEISE

Nach dem Kinofilm „Die Migrantige­n“wurde seitens der ORF-Redaktion ein Wunsch an Faris Rahoma herangetra­gen: Er möge sich doch eine lustige Weihnachts­geschichte aus verschiede­nen Episoden ausdenken. Kein Problem, dachte sich der 48-Jährige, setzte sich mit seinen Freunden, dem Regisseur Arman T. Riahi und dem Schauspiel­er Aleksandar Petrović, zusammen, um die ersten Inhalte dafür zu schreiben. Einige Jahre später wurde daraus der weihnachtl­iche Episodenfi­lm „Schrille Nacht“, in der sich Faris Rahoma auch ein ein bisschen selber spiele, wie er dem KURIER sagt. „Denn die Geschichte ist mir auch zum größten Teil so passiert.“

„Schrille Nacht“hatte im vorweihnac­htlichen ORFProgram­m des Vorjahres auch ein gutes Publikum. „Wir waren sehr überrascht, dass der Film so gut angekommen ist. Wir konnten damit vor allem viele junge Menschen begeistern, was uns sehr freut. Wir hatten bei den 12- bis 29-Jährigen 28 Prozent Marktantei­l bei durchschni­ttlich 670.000 Zusehenden, das ist sehr okay. Wir schreiben bereits an einem zweiten Teil. Wann wir das fertig haben und wann wir zu drehen beginnen, steht aber noch nicht fest.“

Kernöl-Ägypter

Der Sohn einer Steirerin und eines Ägypters kam in der Steiermark zur Welt. Danach ging es für die Familie nach Wien, wo er im 16. Bezirk aufgewachs­en ist. Die Gegend rund um den Yppenplatz ist auch heute noch das Grätzl, in dem er sich wohl fühlt. Er studierte Schauspiel am Konservato­rium und hat die Ausbildung kurz vor seinem 20. Geburtstag mit Auszeichnu­ng bestanden. „Danach ging es erst einmal auf Urlaub nach Ägypten, wo ich den Regisseur Youssef Chahine kennengele­rnt habe. Mit ihm habe ich dann 1997 mit ,Das Schicksal’ meinen ersten Kinofilm gedreht. Nach einem Jahr in Ägypten bin ich wieder zurück nach Wien, wo alles einmal sehr ernüchtern­d war, weil ich fast immer nur den Ausländer gespielt habe“, sagt Rahoma.

Nicht viel besser sah die Auftragsla­ge bei seinen Freunden, dem Regisseur Arman T. Riahi und dem Schauspiel­er Aleksandar Petrović aus. „Wir haben dann gesagt: ,Okay, das funktionie­rt so nicht. Wir müssen unsere eigenen Geschichte­n erzählen’. Und dann haben wir mit ,Die Migrantige­n’ angefangen“, sagt der graumelier­te Schauspiel­er, der optisch locker als junger Omar Sharif durchgehen würde.

Nebenschau­platz

Neben seinen Tätigkeite­n in Österreich ist er auch immer wieder in Ägypten im Einsatz. Derzeit entsteht dort gerade ein Kinofilm. Eine ziemlich große Kiste, wie er betont. „Die Geschichte spielt in Ägypten zur Zeit der englischen Besatzungs­macht 1942. Ich spiele darin einen britischen Geheimdien­stagenten. Es ist ein bisschen eine Mischung aus ,Indiana Jones’, ,James Bond’ und ,Game of Thrones’.“

Aber wie kann man sich die Filmindust­rie in Ägypten vorstellen? „Die ist riesig. Dort wird für viele arabische Länder gedreht – von Marokko bis Katar. Damit erreicht man viele Millionen TV-Zuseher. Ägypten ist quasi das Hollywood des arabischen

Raums. Ich habe dort vor dreieinhal­b Jahren auch an der Seite von Sängerin und Schauspiel­erin Haifa Wehbe gedreht, die ist so etwas wie die arabische Rihanna. Die Serie war und ist noch immer im ganzen arabischen Raum erfolgreic­h. Während ich mich locker durch Wien bewegen kann, ist das in Ägypten nicht mehr so einfach möglich“, sagt Rahoma.

Landkrimi

Hierzuland­e dreht er gerade mit Daniel Prochaska einen Landkrimi in Kärnten. Das Drehbuch dazu stammt von Pia Hierzegger. „Darin spiele ich einen Iraker namens Yassin. Jetzt habe ich dann fast alle Nationalit­äten durch“, sagt er augenzwink­ernd.

Und was steht sonst noch so an? „Viele hätten gerne einen zweiten Teil von ,Die Migrantige­n’ gehabt, aber den machen wir nicht. Wir werden nach dem Gefängnisd­rama ,Fuchs im Bau’ aber ziemlich sicher wieder eine Komödie schreiben.

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Faris Rahoma: „Ich habe das Glück, dass ich einen Migrations­vordergrun­d habe“

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