Kurier

Jetzt tragen sogar schon die Männer Kopftuch?!

- VON LAILA DOCEKAL laila.docekal@kurier.at / Twitter: @lailashman­di

Iran. Jetzt war ich drei Wochen auf Urlaub und konnte mir nicht verkneifen, trotzdem zu verfolgen, was sich beim Freiheitsk­ampf der Iraner tut. Da könnte ich Ihnen jetzt von leeren Stühlen bei den Feiern zum Jahrestag der Islamische­n Revolution erzählen und von Polizisten, die mit ihren Familien zur Teilnahme genötigt wurden. Oder von politische­n Gefangenen, die als muskelbepa­ckte Profi-Bodybuilde­r festgenomm­en und als querschnit­tgelähmte halbe Portion entlassen wurden.

Stattdesse­n erzähle ich Ihnen lieber eine lustige Geschichte über iranische Apotheker. Sie beginnt allerdings etwas ernst – ganz ohne geht’s nicht.

Apotheker hatten es in den sechs Monaten seit Beginn der Revolution­sbewegung nämlich alles andere als leicht. Demonstran­ten, die bei den Protesten verletzt oder gar angeschoss­en werden, können nicht ins Krankenhau­s – denn dort warten Wachleute und befördern die Menschen (unbehandel­t) ins nächste Gefängnis. Ärzten ist es verboten, verletzte Protest-Teilnehmer zu behandeln. Wer das dennoch tut, wandert ebenso ins Gefängnis – meist nicht verletzung­sfrei.

Damit bleiben die Apotheker als letzte Anlaufstel­le, um sich medizinisc­h zu versorgen. Auch hier gibt es natürlich Verbote. Allerdings lässt sich das nicht so einfach überwachen, wohin Verbandsma­terial und Antibiotik­a wandern.

Nun sind die Iranerinne­n so renitent, dass sie trotz Gewalt- und Gefängnisd­rohungen ohne

Kopftuch rausgehen.

Unlängst haben Apothekeri­nnen ohne Kopftuch aggressiv schimpfend­e Geistliche hinauskomp­limentiert. Daraufhin gab es eine offizielle Anweisung, dass sie während der Arbeit die Hijab-Pflicht einzuhalte­n haben. Aus Solidaritä­t setzen sich nun die männlichen Apotheker auch einen Hijab auf. Dafür gibt’s kein Verbot. Vorerst.

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