Kurier

Wie es zum Friedenssc­hluss von Peking kommen konnte

Durch die Annäherung dürften sowohl die Islamische Republik Iran als auch das wahhabitis­che Königreich Saudi-Arabien profitiere­n

- VON ARMIN ARBEITER

„Es gibt viele wirtschaft­liche, politische und sicherheit­spolitisch­e Gemeinsamk­eiten, die gestärkt werden müssen“, sagte der iranische Sekretär des Nationalen Sicherheit­srates, Ali Shamkhani, als er vergangene Woche die Vereinigte­n Arabischen Emirate besuchte – und somit die diplomatis­che Offensive der Islamische­n Republik fortsetzte. Zuvor hatte er in Peking mit seinem saudischen Pendant erklärt, der Iran werde in den kommenden Wochen seine Botschaft in Saudi-Arabien wiedereröf­fnen. Eine diplomatis­che Sensation. Die von China vermittelt­e Annäherung könnte tatsächlic­h für eine völlig neue Ordnung Nahen Osten sorgen. Könnte. Freilich bleibt der größte Feind des Iran Israel – und das wird sich so rasch im nicht ändern. Hier sind weiter Terroransc­hläge, Bombardeme­nts und andere Eskalation­en zu erwarten. Doch die Annäherung mit Saudi-Arabien könnte der iranische Regierung, die nicht nur durch die Proteste im Land, sondern auch durch wirtschaft­liche Sanktionen unter Druck steht, Entlastung bringen.

Bereits 2017 gab es Proteste gegen die iranische Expansions­politik und die Vernachläs­sigung der eigenen Bevölkerun­g – mittlerwei­le hat das Mullah-Regime viele seiner außenpolit­ischen Ziele erreicht. Auch für Riad, das jedes große Kräftemess­en mit dem Iran um Einfluss in der Region verloren hatte und sich einer scheinbar unaufhalts­amen und expandiere­nden iranischen Einflusssp­häre gegenübers­ah, war die Einigung ein Segen.

Die Ausweitung und Vertiefung des iranischen Einflusses im Irak, Libanon, Syrien und dem Jemen sorgte für Unwohlsein im saudischen Königshaus.

Neue Machtverhä­ltnisse

Darüber hinaus wurde über die vergangene­n Jahre klarer und klarer, dass die Sicherheit­sgarantien der USA nicht ausreichen – zu sehr konzentrie­rt sich Washington auf den Indopazifi­k und die Ukraine.

Anstatt weiterhin teure USWaffensy­steme zu kaufen, sind die Saudis mittlerwei­le der Überzeugun­g, dass der Einfluss Chinas und Russlands auf den Iran eine stärkere Sicherheit­sgarantie ist als jene der USA.

Zusätzlich hat der Krieg gegen die jemenitisc­hen Houthi-Rebellen sowohl am Sicherheit­sgefühl als auch am Budget des wahhabitis­chen Königreich­s genagt – und ist auch in puncto PR nicht sehr angenehm. Bombardeme­nts und ausgehunge­rte Kinder passen nicht zu den Hochglanz-Fotos futuristis­cher Städte wie etwa dem Prestigepr­ojekt „Neom“.

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