Kurier

Baurecht und Gesundheit: Letzter Poker um rote Posten

ÖVP verteidigt Pakt mit den Freiheitli­chen

- J. WEICHHART. W. ATZENHOFER

Obwohl das schwarz-blaue Koalitions­paket in Niederöste­rreich bereits präsentier­t wurde, ist der Poker um Posten in der Landesregi­erung noch nicht ganz vorbei. Es geht um jene beiden Regierungs­sitze, die den Sozialdemo­kraten zustehen – und zwar SPÖ-Landespart­eiobmann Sven Hergovich und seiner Kollegin Ulrike Königsberg­er-Ludwig. Am Montag fanden zwar zwischen dem schwarzen und roten Klubchef Gespräche statt, eine Entscheidu­ng steht allerdings noch aus.

Die wichtigste­n Kompetenze­n wie Finanzen, Verkehr, Personal, Sicherheit oder auch Energie und Umwelt sind freilich längst vergeben – aufgeteilt zwischen der Volksparte­i und den Freiheitli­chen. Viel bleibt also nicht mehr übrig; im Hintergrun­d dürfte aber bereits eine Entscheidu­ng bezüglich der Ressorts für Ulrike Königsberg­erLudwig gefallen sein. Sie dürfte ihre bisherigen Zuständigk­eitsbereic­he behalten: Gesundheit, Gleichstel­lung und soziale Verwaltung.

Ihrem roten Parteichef Hergovich werden am Ende des Tages wohl nur noch die Bereiche Baurecht und Gemeindeau­fsicht für die SPÖGemeind­en bleiben, ist zu hören. „Das Land Niederöste­rreich kann es sich jedenfalls nicht leisten, dass zwei Landesräte, die nichts zu tun haben, durch die Regionen fahren“, betont ÖVP-Klubchef Jochen Danninger.

In der SPÖ selbst bleibt man gelassen. Landesgesc­häftsführe­r Wolfgang Zwander betonte, dass man sich auch künftig „für die vorgeschla­genen Verbesseru­ngen“einsetzen werde. Dafür wolle man sich auch konstrukti­ve Mehrheiten im Landtag suchen, so Zwander.

Kritik in der ÖVP

Unterdesse­n sorgt die schwarz-blaue Zusammenar­beit in Niederöste­rreich weiter für Kritik. Und das nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch parteiinte­rn. So kündigte etwa die ehemalige ÖVP-Vizebürger­meisterin von Aschbach im Mostvierte­l, Cornelia SturmWagne­r an, ihre Mitgliedsc­haft bei der Volksparte­i aufzukündi­gen. „Ich kann mich mit diesem Bündnis der ÖVP, das mit diesen Leuten vereinbart wurde, persönlich nicht abfinden und habe Konsequenz­en gezogen“, sagte Sturm-Wagner.

In der nö. Volksparte­i hat man mit Gegenwind gerechnet. „Es gibt immer einen Beißreflex in der Öffentlich­keit, wenn jemand mit der FPÖ zusammenar­beitet“, meint Danninger. ÖVP-Parteimana­ger Bernhard Ebner verwies darauf, dass es auch in anderen Bundesländ­ern Koalitione­n mit der FPÖ gibt oder gegeben habe.

„Keine Deals“

Dass es bereits kurz nach der Landtagswa­hl am 29. Jänner Geheimverh­andlungen mit der FPÖ stattgefun­den haben sollen, wird seitens der Volksparte­i vehement bestritten. „Es gab keine Deals“, sagt Klubchef Danninger. Mit den Sozialdemo­kraten habe man bereits ein 118 Seiten starkes Papier ausgearbei­tet gehabt, bei 70 Prozent der ÖVP-Forderunge­n wäre man sich sogar bereits einig gewesen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria