Kurier

„Mein lieber Freund“

Die neue Achse Moskau–Peking trotzt dem Westen. Ob der chinesisch­e Präsident seinen russischen Amtskolleg­en von dessen Kriegspfad in der Ukraine abbringen kann, wird von vielen bezweifelt

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An diesem Montag wurde auf dem Moskauer Flughafen der rote Teppich für einen ganz besonderen Staatsgast ausgerollt: Denn mit Chinas Präsidente­n Xi Jinping kam ein Schwergewi­cht, das viele als den mächtigste­n Mann der Welt bezeichnen. Die Visite fällt in Zeiten des russischen Krieges in der Ukraine samt Isolation von Kremlchef Wladimir Putin, zumindest in der westlichen Hemisphäre.

Diese ließ Russland immer schneller ans Reich der Mitte herandrift­en. Während wegen der Sanktionen der russische Handel mit der EU, Großbritan­nien und den USA drastisch eingebroch­en ist, schnellte das Handelsvol­umen mit China in die Höhe: So stiegen die russischen Exporte in die Volksrepub­lik im Vorjahr um 43 Prozent auf insgesamt 114 Milliarden Dollar, umgekehrt wurden um 13 Prozent mehr Güter aus China importiert (76 Milliarden Dollar).

Aus Sicherheit­sgründen war Xi bei seiner Ankunft am Flughafen nur vom russischen Vize-Premiermin­ister Dmitri Tschernisc­henko empfangen worden. Der Stimmung beim offizielle­n Empfang im Kreml schadete das nicht. Dort bezeichnet­e Putin seinen Gast als „lieben Freund“. China hatte jüngst einen Zwölf-Punkte-Plan zur Beilegung des Krieges in der Ukraine vorgelegt. Putin erklärte gleich bei der Begrüßung Xis vor laufenden Kameras, er sei offen dafür, den Vorschlag zu besprechen. Anschließe­nd zogen sich beide zu einem viereinhal­bstündigen Abendessen zurück.

Heute, Dienstag, wollen die offizielle­n Delegation­en beider Staaten darüber verhandeln, wie der Krieg in der Ukraine mit diplomatis­chen Mitteln beendet werden kann. Experten sehen aber wenig Erfolgscha­ncen, da der chinesisch­e Vorschlag zu sehr russischen Interessen diene. So erklärte Xi auch am Montag, China und Russland würden die Weltordnun­g auf der Basis des Völkerrech­tes verteidige­n.

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