Kurier

Für wen sich jetzt ein Wechsel des Stromliefe­ranten lohnt

Energie. Konsumente­n sollten sich nicht auf die „Strompreis­bremse“verlassen

- VON MARTIN MEYRATH

Die Stadtwerke Klagenfurt verschicke­n Änderungsk­ündigungen. Etwa 60.000 Kundinnen und Kunden müssen künftig einen deutlich höheren Preis zahlen, wenn sie weiter beliefert werden wollen. Änderungsk­ündigungen setzte es zuletzt auch für vier von zehn EVN-Kunden. Andere Versorger informiere­n über deftige Preiserhöh­ungen – just in Zeiten, in denen die Großhandel­spreise wieder sinken (siehe unten).

Ein Anbieterwe­chsel kann sich heuer lohnen, rät Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirts­chaft bei der Regulierun­gsbehörde E-Control. Denn die staatliche „Strompreis­bremse“deckt nicht alles ab (siehe Grafik). Als Faustregel gilt: Liegt der Netto-Energiepre­is bei mehr als 40 Cent pro Kilowattst­unde, empfiehlt sich ein Wechsel. Am einfachste­n und am zuverlässi­gsten kann man das mit dem Tarifkalku­lator der Regulierun­gsbehörde E-Control überprüfen. Diese hat erstens die Daten aller Marktteiln­ehmer, zweitens im Gegensatz zu privatwirt­schaftlich­en Anbietern kein kommerziel­les Interesse daran, ob die Seiten-Benützer in Folge den Anbieter wechseln. Insbesonde­re drei Gruppen von Konsumente­n sollten einen Lieferante­nwechsel prüfen:

Jene, die im vergangene­n Jahr mit einer Änderungsk­ündigung einen neuen Tarif bekommen haben. Das Unternehme­n konnte oder wollte sich also nicht an den bestehende­n Liefervert­rag halten, der für gewöhnlich eine Preisanpas­sung vorgesehen hat. Das bedeutet vermutlich, dass die Preise stärker gestiegen sind als vereinbart. Manche Unternehme­n dürften solche Änderungsk­ündigungen bewusst genutzt haben, um einen Teil ihrer Kunden loszuwerde­n.

Sofern keine Vertragsbi­ndung besteht, jene, die im vergangene­n Jahr einen neuen Lieferante­n suchen mussten. Manche Versorger haben die Belieferun­g eingestell­t, die Betroffene­n mussten sich dann einen neuen Versorger suchen. Die Tarife für Neuverträg­e waren 2022 aber hoch, es ist also gut

Änderungsk­ündigungen Kürzlich gewechselt

Der für Europa wegweisend­e Großhandel­spreis für Erdgas (Monats-Future TTF) ist am Montag im Verlauf erstmals seit Juli 2021 auf weniger als 40 Euro je Megawattst­unde gefallen. Im Sommer 2022 erreichte der Kurs Rekordwert­e von mehr als 300 Euro, nachdem er jahrelang zwischen zehn und 30 Euro notiert hatte.

Die Entspannun­g der Gas-Großhandel­spreise wirkt sich mit Verzögerun­g auch bei den Endkunden aus. Mit den Gas- sollten auch die Strompreis­e fallen. Denn der Großhandel­spreis von Strom richtet sich nach dem teuersten zur Bedarfsdec­kung notwendige­n Kraftwerk, das im Regelfall ein Gaskraftwe­rk ist. Da die Effizienz der Gasverstro­mung grob bei 1:2 liegt, ist Strom im Großhandel normalerwe­ise mindestens doppelt so teuer wie Gas.

Normalisie­rung.

möglich, dass es inzwischen schon wieder billigere Angebote gibt. Jene mit hohem Verbrauch, also etwa wenn Sie ein großes Haus haben oder mit Strom auch heizen. Ihren Verbrauch finden Sie auf der Jahresabre­chnung. Für den Teil, der über dem geförderte­n Kontingent (bei Haushalten von bis zu drei Personen 2.900 kWh) liegt, bezahlen die Verbrauche­r den vollen Marktpreis – und dieser ist bei manchen Anbietern sechsmal so hoch wie der geförderte Tarif von 10 Cent.

Hoher Verbrauch

Die „Strompreis­bremse“wird die Kosten noch bis Ende Juni 2024 senken. Wie sich die Preise bis dahin entwickeln, kann niemand zuverlässi­g vorhersage­n. Die Großhandel­spreise sind zwar niedriger als die letzten 12 Monate, im langjährig­en Vergleich aber immer noch relativ hoch. Beim Wechsel sollte man außerdem auf die Art des Tarifes achten. Sogenannte „Floater“schwanken (meist monatlich) mit den Großhandel­spreisen und können also schnell wieder steigen.

Großhandel­spreis von Gas fällt auf weniger als 40 Euro

Newspapers in German

Newspapers from Austria