Für wen sich jetzt ein Wechsel des Stromlieferanten lohnt
Energie. Konsumenten sollten sich nicht auf die „Strompreisbremse“verlassen
Die Stadtwerke Klagenfurt verschicken Änderungskündigungen. Etwa 60.000 Kundinnen und Kunden müssen künftig einen deutlich höheren Preis zahlen, wenn sie weiter beliefert werden wollen. Änderungskündigungen setzte es zuletzt auch für vier von zehn EVN-Kunden. Andere Versorger informieren über deftige Preiserhöhungen – just in Zeiten, in denen die Großhandelspreise wieder sinken (siehe unten).
Ein Anbieterwechsel kann sich heuer lohnen, rät Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der Regulierungsbehörde E-Control. Denn die staatliche „Strompreisbremse“deckt nicht alles ab (siehe Grafik). Als Faustregel gilt: Liegt der Netto-Energiepreis bei mehr als 40 Cent pro Kilowattstunde, empfiehlt sich ein Wechsel. Am einfachsten und am zuverlässigsten kann man das mit dem Tarifkalkulator der Regulierungsbehörde E-Control überprüfen. Diese hat erstens die Daten aller Marktteilnehmer, zweitens im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Anbietern kein kommerzielles Interesse daran, ob die Seiten-Benützer in Folge den Anbieter wechseln. Insbesondere drei Gruppen von Konsumenten sollten einen Lieferantenwechsel prüfen:
Jene, die im vergangenen Jahr mit einer Änderungskündigung einen neuen Tarif bekommen haben. Das Unternehmen konnte oder wollte sich also nicht an den bestehenden Liefervertrag halten, der für gewöhnlich eine Preisanpassung vorgesehen hat. Das bedeutet vermutlich, dass die Preise stärker gestiegen sind als vereinbart. Manche Unternehmen dürften solche Änderungskündigungen bewusst genutzt haben, um einen Teil ihrer Kunden loszuwerden.
Sofern keine Vertragsbindung besteht, jene, die im vergangenen Jahr einen neuen Lieferanten suchen mussten. Manche Versorger haben die Belieferung eingestellt, die Betroffenen mussten sich dann einen neuen Versorger suchen. Die Tarife für Neuverträge waren 2022 aber hoch, es ist also gut
Änderungskündigungen Kürzlich gewechselt
Der für Europa wegweisende Großhandelspreis für Erdgas (Monats-Future TTF) ist am Montag im Verlauf erstmals seit Juli 2021 auf weniger als 40 Euro je Megawattstunde gefallen. Im Sommer 2022 erreichte der Kurs Rekordwerte von mehr als 300 Euro, nachdem er jahrelang zwischen zehn und 30 Euro notiert hatte.
Die Entspannung der Gas-Großhandelspreise wirkt sich mit Verzögerung auch bei den Endkunden aus. Mit den Gas- sollten auch die Strompreise fallen. Denn der Großhandelspreis von Strom richtet sich nach dem teuersten zur Bedarfsdeckung notwendigen Kraftwerk, das im Regelfall ein Gaskraftwerk ist. Da die Effizienz der Gasverstromung grob bei 1:2 liegt, ist Strom im Großhandel normalerweise mindestens doppelt so teuer wie Gas.
Normalisierung.
möglich, dass es inzwischen schon wieder billigere Angebote gibt. Jene mit hohem Verbrauch, also etwa wenn Sie ein großes Haus haben oder mit Strom auch heizen. Ihren Verbrauch finden Sie auf der Jahresabrechnung. Für den Teil, der über dem geförderten Kontingent (bei Haushalten von bis zu drei Personen 2.900 kWh) liegt, bezahlen die Verbraucher den vollen Marktpreis – und dieser ist bei manchen Anbietern sechsmal so hoch wie der geförderte Tarif von 10 Cent.
Hoher Verbrauch
Die „Strompreisbremse“wird die Kosten noch bis Ende Juni 2024 senken. Wie sich die Preise bis dahin entwickeln, kann niemand zuverlässig vorhersagen. Die Großhandelspreise sind zwar niedriger als die letzten 12 Monate, im langjährigen Vergleich aber immer noch relativ hoch. Beim Wechsel sollte man außerdem auf die Art des Tarifes achten. Sogenannte „Floater“schwanken (meist monatlich) mit den Großhandelspreisen und können also schnell wieder steigen.
Großhandelspreis von Gas fällt auf weniger als 40 Euro