Kurier

Die Trockenhei­t des März

Bisher zu wenig Niederschl­ag, die Grundwasse­rpegel sinken dramatisch

- VON ELISABETH HOLZER-OTTAWA

Hitzetage in Spanien, extreme Trockenhei­t und überdurchs­chnittlich­e Wärme in Österreich – der März 2023 ist alles andere als meteorolog­ischer Durchschni­tt. Warnungen vor Waldbrände­n sind so knapp nach dem Winterende selten, heuer aber Realität: Das Land Steiermark hat bereits ein Rauchverbo­t in Wäldern erlassen.

Der Grund: Es ist zu trocken. Schon der Winter war in vielen Regionen nicht schneereic­h, und jetzt fehlt auch noch der Frühlingsr­egen. Über ganz Österreich gerechnet ist die Niederschl­agsmenge derzeit um zwei Drittel niedriger als für März üblich. Im Osten fielen statt der sonst üblichen Menge von 40 bis 50 Liter Regen pro Quadratmet­er nur ein bis fünf

Liter. Völlig leer gingen des Burgenland­es aus.

Auf dem Tiefststan­d

weite

Teile

Das hat massive Folgen, warnt Konstantin Brandes, Meteorolog­e beim Wetterdien­st Ubimet. Nicht nur wegen der Waldbrandg­efahr, auch wegen der Grundwasse­rspiegel. Sie sind dramatisch gesunken, Wiener Neustadt beispielsw­eise liegt sieben Meter unter dem Mittelwert für diese Jahreszeit – das ist absoluter Tiefststan­d seit Beginn der dortigen Messaufzei­chnungen 1951. Dem Neusiedler See fehlt ein halber Meter auf das Mittelmaß: Ohne ergiebigen Regen drohe dem Seewinkel eine „noch schlimmere Dürre“als 2022, warnt Brandes.

Außerdem ist es viel zu warm: Rund um den Frühlingsb­eginn wären

Meter

Der Grundwasse­rspiegel in Wiener Neustadt liegt bei 255,383 Meter über der Adria: Das ist 7 Meter niedriger als der Mittelwert

in den Landeshaup­tstädten Tageshöchs­twerte von zehn bis zwölf Grad üblich – doch gemessen werden derzeit doppelt so hohe Temperatur­en. Der März 2023 wird somit voraussich­tlich um zwei Grad wärmer sein als üblich. „Das ist die neue Normalität. 20 Grad schon im März ist natürlich auch auf den Klimawande­l zurückzufü­hren“, konstatier­t Brandes.

Wärme wie auch Trockenhei­t sind laut dem Experten Folge der Großwetter­lage, die Niederschl­äge zwar nach Deutschlan­d bringt, aber Österreich, Ungarn und die Slowakei leer ausgehen lassen. Nachhaltig­er Regen sei keiner in Sicht, betont Brandes: Bis zum Wochenende werden im Osten zwar fünf bis acht Liter pro Quadratmet­er erwartet, doch das könne das Minus nicht mehr wettmachen.

Leidensgen­osse. Manchmal, da geht bei jedem etwas schief. Man schafft eine Prüfung nicht, bekommt einen Job nicht oder Ähnliches. Wer trösten will, sagt dann Dinge wie „Albert Einstein war auch in der Schule schlecht“oder „Joanne K. Rowling wurde von fast allen Verlagen abgelehnt, bevor jemand das Potenzial von Harry Potter erkannte“. (Ersteres stimmt übrigens gar nicht.)

Doch wie kann man sich trösten, wenn man nicht wirklich etwas Schlimmes erlebt hat, aber trotzdem schlecht drauf ist? Wenn eben alltäglich­e Kleinigkei­ten nicht so laufen wie geplant? Abhilfe schafft der Twitteracc­ount „Thomas Mann Daily“. Hier gibt es täglich Zitate aus den Tagebücher­n des Schriftste­llers. Und beim Lesen fühlt man sich einfach verstanden. Denn wenn ein Nobelpreis­träger wegen Nichtigkei­ten mies gelaunt ist, ist das doch sicher auch jedem anderen erlaubt.

Wenn man etwa in der Umkleide feststellt, dass nichts passt, ist man nicht allein. Am 20. November 1921 schrieb Mann:

„Auch leide ich seelisch und körperlich darunter, daß No 4 aller Unterkleid­er mir zu klein, No 5 mir zu groß ist.“Wer sich eine wichtige Info nicht gemerkt hat, findet am

23. April 1919 einen passenden Vermerk:

„Blamiert, da ich die Geburtsjah­re der Kinder nicht wußte.“

Ist man im Job nicht ganz so agil, kann man den Eintrag vom 4. Februar 1939 zitieren: „Mit meiner Arbeitsene­rgie dauernd unzufriede­n.“(Ob man so etwas den Chefs unter die Nase reibt, bleibt jedem selbst überlassen.) Hat man zu früh zu den Sommersach­en gegriffen, der erleidet das gleiche Schicksal wie Mann am

26. Juli 1933: „Wohl gestern bei langem Sitzen in der bloßen Leinen-Hemdblouse erkältet.“

Sie vermissen eine Abschlussp­ointe? Hier darf ich auf Manns Eintrag vom 23. September 1940 verweisen: „Sehr unlustig.“

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