Drag-Queen-Lesung: Aktion rechter Störer blieb aus
Großes Polizeiaufgebot vor Buchhandlung
Eigentlich will Drag Queen Candy Licious bei ihren Lesungen Kindern zeigen, wie bunt die Welt ist. Doch die jungen Zuhörer fehlten am Montag zunächst. Nur fünf Kinder waren zu Beginn der Veranstaltung in der kürzlich eröffneten Buchhandlung Analog in Wien-Mariahilf.
„Der Trubel im Vorfeld hat sicher Eltern abgeschreckt“, hatte der anwesende Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) eine Erklärung parat, warum junge Gäste zu Beginn ausblieben. Gemeint waren damit befürchtete Störenaktionen.
Das rechte Lager stößt sich schon länger an Candy Licious. Die Künstlerin trat im Vorjahr im Zuge des „Pride Month“in der städtischen Bücherei Mariahilf auf. Das rief die rechtsextremen „Identitären“auf den Plan. Sie sollen aus Protest den Eingang der Bücherei zugemauert haben.
Auch die Wiener FPÖ ist kein Fan von Candy Licious. Als unlängst für April der „Queen’s Brunch“angekündigt wurde, bei dem Drag Queens für Kinder vorlesen und singen, war die Rede von „Transgender-Irrsinn“und
„Sexualisierungspropaganda“. Wenig überraschte daher die Kritik an der aktuellen Lesung. Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp warnte vor einer „Frühsexualisierung“von Kindern.
Die „Plattform Radikale Linke“kündigte daraufhin eine Gegenkundgebung an. Um Zusammenstöße zu vermeiden, war die Polizei am Montag vor Ort. Mindestens fünf Einsatzwagen standen rund um das kleine Geschäft. Mehr als 20 Beamte hielten sich in unmittelbarer Nähe auf.
Viel zu tun hatten sie nicht, denn die rechte Störaktion blieb aus. Nur recht war das dem Betreiber der liebevoll eingerichteten Buchhandlung, Baruch Pomper: „Ich habe keine Drohungen erhalten, aber einige Kunden waren über diese Lesung verärgert. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen vorbeikommen und sich selbst ein Bild machen.“
Hätten sie das getan, hätten sie eine Drag Queen gesehen, die aus aufwendig illustrierten Büchern liest. Und ein paar junge Zuhörer, die gebannt ihre bunte Perücke und ihr noch bunteres Outfit bestaunen.