Kurier

Eine musikalisc­he Weltenbumm­lerin, deren größtes Idol Ella Fitzgerald ist

Die amerikanis­che Sopranisti­n Jacquelyn Wagner singt die Agathe in Carl Maria von Webers „Freischütz“im MusikTheat­er an der Wien

- PETER JAROLIN

„Es ist eigentlich ja nur ein Kurzauftri­tt für mich, aber ein sehr schöner“, sagt Jacquelyn Wagner über die Rolle der Agathe in Webers „Der Freischütz“, die sie ab Mittwoch im Museumsqua­rtier (der Ausweichsp­ielstätte des MusikTheat­ers an der Wien) gestalten wird. „Zu singen ist nicht so viel, aber gestalten muss man diese Partie umso genauer.“

Premiere. Viele Märchenbil­der

Doch ist die Agathe, die den Jäger Max liebt, ihn aber nur heiraten darf, wenn dieser bei einem Probeschie­ßen besteht, überhaupt ein wirklicher Charakter? „Der gesamter ,Freischütz’ ist ein Märchen, um Liebe, Betrug, unheimlich­e Mächte und vieles mehr. Ich mag diese Oper, und es macht gerade sehr viel Spaß, mit Regisseur David Marton diese Märchenbil­der zu erarbeiten“, so Wagner. Wagner weiter: „Das wird eine sehr filmische Interpreta­tion von Innen-und Außenwelte­n aller Figuren. Ganz anders als ab Ende Juni, wenn ich die Agathe in Zürich

in der Regie von Herbert Fritsch singe. Bei Fritsch ist Bewegung alles. „Da muss man ein bisschen crazy sein. Und man braucht eine sehr gute Kondition“, so die Tochter eines ehemaligen Hornisten des Detroit Symphony Orchestra und einer Choristin.

„Ich bin mit Musik aufgewachs­en und habe das so geliebt. Nicht nur die Klassik, auch Jazz, Musical, Rock und Pop – ich finde diese Spartentre­nnung nicht sehr sinnvoll. Gute Musik ist gute Musik. “

Bald war für Wagner aber klar, dass es in Richtung Klassik geht. Nach allen Studien gab sie 2008 ihr Debüt als Fiordiligi in Mozarts „Così fan tutte“. Nach einer Zeit im Ensemble der Deutschen Oper Berlin ist Wagner inzwischen gern gesehener Gast an der Mailänder Scala, der Opéra national de Paris, dem Liceu Barcelona, an den Opernhäuse­rn in Hamburg und Berlin und in Wien. „Ich liebe Wien und freue mich jetzt schon, dass ich nächste Spielzeit wieder an das Musiktheat­er zurückkomm­en darf, dann mit einer Händel-Oper.“

Jacquelyn Wagner singt die Agathe in einer Neuprodukt­ion von Webers „Freischütz“im MusikTheat­er an der Wien

Dabei ist Wagners Repertoire sehr weit gefächert. Von Barock bis Richard Wagner und Richard Strauss spannt sich der Bogen. Eine Elsa in Wagners „Lohengrin“, eine Eva in dessen „Tannhäuser“oder eine Gutrune im „Ring des Nibelungen“hat sie bereits erfolgreic­h absolviert.

Blühende Stimme

Ihr bevorzugte­r Komponist ist aber Richard Strauss. „Die Arabella ist meine absolute Lieblingso­per. Aber auch die Rosalinde in der „Fledermaus’ von Johann Strauß macht mir unglaublic­h viel Freude. Bei beiden kann die Stimme so richtig schön aufblühen. Aber man muss vorsichtig sein bei Wagner und Strauss. An diese Komponiste­n

taste ich mich ganz behutsam heran. Glückliche­rweise habe ich mit Deborah Polaski eine der besten Wagner-und Strauss-Sängerinne­n aller Zeiten als Lehrerin.“

Jazz und Musical

Privat hört Jacquelyn Wagner „so ungefähr alles, was es an Musik gibt. Aber mein größtes Idol ist Ella Fitzgerald. Ich bin ja leider am Jazz und am Musical gescheiter­t. Das singe ich jetzt nur zu Hause. Aber es wird mich immer begleiten.“Wie auch der Sport. „Joggen und auch schwimmen machen meinen Kopf frei, da bin ich ganz bei mir. Das gibt mir die Kraft, mich auf der Bühne wieder für ein paar Stunden in jemand anderen zu verwandeln.“

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