SPÖ-Anwärter im Persönlichkeitstest
Stichwahl. 609 Delegierte entscheiden auf dem Parteitag am kommenden Samstag über den neuen SPÖ-Chef. Im KURIER lassen Andreas Babler und Hans Peter Doskozil in ihr Innenleben blicken: Was sie erzürnt, freut, antreibt
Nicht aus Film oder Buch, aber mein großer Held als Kind und Jugendlicher war Falco.
Ich mag die Werke zeitgenössischer, österreichischer Schriftstellerinnen wie Vea Kaiser, Alex Beer oder Mareike Fallwickl gerade sehr. Hier wird großartige Literatur geschrieben.
Nelson Mandela, weil er sein ganzes Leben lang so hart und konsequent für Gerechtigkeit gekämpft hat.
Johanna Dohnal, eine der stärksten, mutigsten und durchsetzungsfähigsten Sozialdemokrat:innen.
Mit Beate Meinl-Reisinger, aber lieber auf einen Spritzer.
Ich fliege sehr wenig, setze privat auf Photovoltaik und Solar und versuche, meinen Fleischkonsum einzuschränken. In der Stadt fahre ich viele Strecken mit dem Fahrrad.
Konkrete Verbesserungen im Leben der Vielen zu erreichen, die es sich selbst nicht richten können. Unseren Leuten Respekt und Würde zurückgeben.
Die Menschen mögen und sich in jemand anderen reinversetzen – einfach Respekt voreinander haben und dabei standhaft bleiben.
Hinterzimmerdeals, Machtspielchen und die Gerüchteküche.
Twitter, WhatsApp, Facebook und Insta. Mittlerweile auch TikTok. Und die Teletext-App.
Gschichtldrucken und runtertreten.
In letzter Zeit sind es viele Freudentränen, unsere Bewegung ist einfach großartig. Ansonsten oft beim Filmschauen, da lacht mich meine Frau immer aus.
Flipperspielen ist derzeit mein liebster Ausgleich zur Politik. Meine Freund:innen haben mir zum 50. Geburtstag den kultigen Addams Family-Flipper geschenkt. Welcher Film- oder Buchcharakter hat Sie als Kind beeindruckt? Welches ist Ihr Lieblingsbuch und warum? Welche historische Gestalt beeindruckt Sie? Welcher Politiker ist für Sie vorbildlich? Mit welchem Nicht-Genossen würden Sie gerne auf ein Bier gehen? Was machen Sie persönlich, um den CO2-Ausstoß zu verringern? Was spornt Sie an, politisch tätig zu sein? Was sind die höchsten Tugenden für einen Sozialdemokraten? Was stört Sie am meisten am Polit-Betrieb? Was sind die meistverwendeten Apps auf Ihrem Handy? Womit kann man Sie wirklich zornig machen? Weswegen haben Sie zuletzt geweint? Was machen Sie, wenn Sie sich entspannen wollen?
Ich mochte die TV-Serie Lou Grant – der Titelheld war ein Zeitungsherausgeber, der etwas ruppig, aber auch ausgesprochen fair war. Vielleicht reagiere ich heute deshalb allergisch, wenn mir ein ganz reales Gegenteil unterkommt.
Ich lese immer wieder und immer öfter in meiner ReclamAusgabe von Franz Kafkas Werken. Hilft auch ganz gut, sich in einer politischen Realität zu orientieren, die manchmal kafkaeske Züge hat.
Bruno Kreisky hat Politik für Menschen wie meine Eltern gemacht, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben. Kreisky schaffte es, der gesamten Bevölkerung ein glaubwürdiges Aufstiegsversprechen zu geben. Das prägt mich bis heute.
Helmut Schmidt – mit seiner Mischung aus Prinzipientreue und Pragmatismus. Nicht zu vergessen die legendäre „Schmidt-Schnauze“.
Mit Bruce Springsteen.
Kurzstreckenflüge zu privaten Zwecken sind bei mir selten. Ich sehe mich vor allem als Politiker in der Verantwortung, die Hebel, die mir zur Verfügung stehen, zu nutzen. Im Burgenland haben wir die Energiewende eingeleitet.
Immer mehr Reichtum ist in den Händen Weniger gebündelt, während die große Mehrheit mit Existenzsorgen kämpfen muss. Aber mit Hartnäckigkeit ist es machbar, großen Ungerechtigkeiten die Stirn zu bieten.
Empathie. Die Fähigkeit und Bereitschaft, sich in das Leben derjenigen Menschen hineinzuversetzen, die es sich nicht richten können. Ich persönlich will nicht mit Ankündigungen, sondern mit Ergebnissen punkten.
Wenn Politik zum reinen Selbstzweck wird und es nur mehr ums Taktieren und die kurzfristige Schlagzeile geht – auch um den Preis der Wahrheit.
WhatsApp und die der wesentlichen österreichischen Medien. In letzter Zeit die Wasserstands-App des Landes mit Blickrichtung Neusiedler See. Und die „kicker“-App.
Ich bin an sich ein sehr ausgeglichener Mensch, aber Doppelmoral halte ich nicht gut aus.
Als Kurt Kuch gestorben ist. Er war einer meiner besten Freunde – und als Aufdeckerjournalist eine Ausnahmepersönlichkeit!
Radfahren und Urlaub am Meer. Ganz sicher mache ich einmal den Segelschein, um mit einem kleinen Boot die kroatische Adriaküste zu erkunden.
„Beinahe jede Person und jedes Unternehmen ist früher oder später mit komplexen Rechtsfragen oder miteinemRechtskonflikt konfrontiert“ Ingo Kaufmann Vorstandsmitglied D.A.S. Rechtsschutzversicherung
Fingerspitzengefühl. Die Inflation treibt die Preise in die Höhe und die Lebenskosten steigen. Dennoch sind die Rechtsschutzversicherungsabschlüsse in Österreich in jüngster Vergangenheit deutlich gestiegen. Wodurch dieses erhöhte Bewusstsein und der Bedarf für rechtliche Absicherung entstanden ist, erklärt Ingo Kaufmann, Vorstandsmitglied der D.A.S. Rechtsschutzversicherung
Ein Großteil der Bevölkerung muss seit der Inflation in gewissen Lebensbereichen einsparen. Wie kommt es, dass dennoch mehr Geld für Rechtsschutzversicherungen ausgegeben wird?
Ingo Kaufmann: In wirtschaftlich unsicheren Zeiten wie diesen tritt auch verstärkt Rechtsunsicherheit auf. Aus dieser Unsicherheit entsteht der Bedarf nach Absicherung und nach einem starken Rechtsschutzpartner an der Seite. Diese Tendenz erkennen wir an einer erhöhten Anzahl an Abschlüssen und Rechtsfällen. De facto ist es so, dass beinahe jede Person und jedes Unternehmen früher oder später unvorhergesehen mit komplexen Rechtsfragen oder sogar mit einem Rechtskonflikt konfrontiert ist. Das kann in diesem Kontext das Arbeitsverhältnis oder vor allem ein sonstiges Vertragsverhältnis betreffen. Unsere D.A.S. Rechtsberatung ist im Falle des Falles für unsere Kundinnen und Kunden da – sowohl für generelle Rechtsauskünfte, einen konkreten Rechtsfall als auch hinsichtlich einer Soforthilfe bei einem rechtlichen Notfall. Das Besondere an unserer Rechtsschutzversicherung ist ja, dass sie bis auf ganz wenige Ausnahmen jede Rechtsmaterie abdeckt. Sowohl unsere eigenen Juristinnen und Juristen als auch unsere landesweit rund 600 spezialisierten Partneranwältinnen und -anwälte stehen dann mit Rat und Tat zur Seite. Auch Anwaltshonorare, Gutachten und Prozesskosten sind mit unserer Rechtsschutzversicherung bis zur vereinbarten Versicherungssumme abgedeckt. Im D.A.S Privat-Rechtsschutz, außer bei Indivirend dualvereinbarungen, gibt es sogar eine unlimitierte Kostenübernahme.
Können Sie eine Tendenz erkennen, welche Themen bei den Anfragen zuletzt stärker vertreten waren? Grundsätzlich betreffen die Anfragen sämtliche Lebensbereiche und Unternehmensfelder. Im privaten Umfeld führen Vertragsstreitigkeiten und arbeitsrechtliche Angelegenheiten, aber auch alles rund ums Thema Wohnen und Energiekosten die Liste an. Auf Unternehmensseite ist gerade in jüngster Vergangenheit eine – aus meiner Sicht wenig überraschende Tendenz erkennbar: Neben Vertragsstreitigkeiten, Cyber- und InternetRechtsschutz, geht es sehr oft um die Eintreibung offener Forderungen. Die aktuelle wirtschaftliche Situation
verbunden mit der Inflation führt immer häufiger zu längeren Überschreitungen von Zahlungszielen oder gar zu nicht beglichenen Rechnungen. Wenn weder auf Mahnungen reagiert noch bezahlt wird, unterstützen wir unsere Firmenkundinnen und -kunden im Rahmen unseres Inkasso-Rechtsschutz dabei, Außenstände einzutreiben. Hier setzen wir stark auf außergerichtliche Interventionen, um eine Eskalation und den Gang vor Gericht zu vermeiden sowie die Beziehung mit Geschäftspartnern, Lieferanten und Kunden aufrechtzuerhalten. Im Rahmen der D.A.S. Direkthilfe® können unsere Juristinnen und Juristen sehr viel abwenden, beispielsweise durch Interventionsschreiben. Auf diese Weise setzen wir berechtigte Interessen schon deeskalie
durch und helfen so den Unternehmen rasch und unkompliziert.
Kundenbedürfnisse und Anforderungen verändern sich mit der Zeit. Wie werden Sie dieser Herausforderung gerecht?
Einerseits betreiben wir bereits seit Jahren regelmäßig Marktforschung, um die Bedürfnisse von Kunden- und Vertriebspartnerseite zu erheben. Andererseits investieren wir stark in die Produktentwicklung. Im Vorjahr haben wir einige Produkte mit Innovationskraft auf den Markt gebracht. Im PrivatRechtsschutz bieten wir seitdem mit Leaders PROTECT Führungskräften unter anderem eine noch umfassendere Rechtsberatung sowie erweiterten Dienstvertragsund Straf-Rechtsschutz. Im Firmen-Rechtsschutz ist unser Produkt Streitwert PROTECT hervorzuheben. Wir bieten hier eine aliquote Leistung bei überschrittener Streitwertgrenze im Vertrags-Rechtsschutz. Somit ist eine Überschreitung der vereinbarten Streitwertgrenze kein Grund mehr für eine Ablehnung und berechtigte rechtliche Interessen können trotzdem mit unserer Hilfe durchgesetzt werden. Das ist eine am österreichischen Markt einzigartige Leistung.
Gibt es eine Art Patentrezept, um Rechtskonflikte zu lösen?
Nein. Da kein Fall dem anderen gleicht, gibt es auch keine standardisierte Herangehensweise, sondern eine individuelle Betreuung. Doch es gibt ein paar Ansätze, die aus unserer jahrzehntelangen Erfahrung immer wieder zum gewünschten Erfolg führen. Rechtsfälle betreffen Menschen und sind daher oft emotional aufgeladen. Deswegen erfolgt eine gelungene Rechtsberatung idealerweise nicht nur mit fachlicher Kompetenz, sondern auch mit Fingerspitzengefühl. Wie man als Betroffener in rechtlichen Konfliktsituationen reagiert, ist nämlich oft entscheidend. Meist lassen sich auch ohne gerichtliche Auseinandersetzung Lösungswege finden. Dem werden wir mit unserer rechtlichen Strategieberatung gerecht.
Geschichten mit Geschichte
Die Armut war unvorstellbar. Arbeiter hausten mit ihren Familien in feuchten, finsteren Löchern; der Arbeitstag von elf und mehr Stunden war ebenso selbstverständlich wie die Kinderarbeit; und den so genannten „Bettgehern“standen ihre Schlafstätten nur stundenweise zur Verfügung; die mangelnde Hygiene hatte tödliche Krankheiten zur Folge. Es gab zwar eine Arbeiterbewegung, doch die Genossen waren untereinander dermaßen zerstritten, dass die politischen Erfolge ausblieben. Da ergriff der Armenarzt Victor Adler, der das Elend insbesondere bei den Wienerberger Ziegeleiarbeitern aus nächster Nähe kannte, die Initiative und berief einen „Einigungsparteitag“ein. Einen Einigungsparteitag wie ihn sich auch jetzt viele in der SPÖ wünschen. Denn die Partei könne nur geeinigt erfolgreich sein.
Kein Verbot
Der historische Parteitag fand an drei aufeinanderfolgenden Tagen zur Jahreswende 1888/1889 im niederösterreichischen Hainfeld statt. Diese drei Tage gingen als Gründungstermin in die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie ein. Dass man sich in dem kleinen Ort Hainfeld traf, der zu dieser Jahreszeit nur schwer erreichbar war, liegt daran, dass Victor Adler sich an eine Arbeiterversammlung im nahen Lilienfeld erinnerte, wo er den auch für Hainfeld zuständigen Bezirkshauptmann Leopold Graf Auersperg kennen gelernt hatte. Adler fiel das soziale Gewissen des Aristokraten auf, weshalb er davon ausging, dass er beim Treffen der Klassenkämpfer – im Gegensatz zu anderen Bezirkspolitikern – kein Veranstaltungsverbot erlassen würde. Außerdem war in Hainfeld die Industrialisierung so weit fortgeschritten, dass dort viele Arbeiter lebten.
Nun musste eine passende Lokalität gefunden werden, die rund 100 Delegierten (ausschließlich Männer, es war keine einzige Frau dabei) aus 13 Kronländern, vor allem Böhmen, Mähren und Österreich, Platz bot. Als Tagungsort war in Hainfeld praktisch nur das Gasthaus Zehetner geeignet, doch weigerte sich der Wirt, sein Lokal den „Sozis“zur Verfügung zu stellen, weil er befürchtete, sich’s mit Stammgästen und der Obrigkeit zu verscherzen. Er revidierte die Ausladung erst, als die Hainfelder Arbeiter damit drohten, in Zukunft sein Wirtshaus zu meiden.
So trafen einander in dem unscheinbaren Gasthof Sozialisten unterschiedlicher Ausrichtung, von gemäßigt bis anarchistisch. Victor Adler hatte in Hunderten Versammlungen und persönlichen Gesprächen den Einigungsprozess gründlich vorbereitet und ein Parteiprogramm verfasst, das die verschiedenen
Strömungen der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften vereinte. Somit hatten die „Radikalen“ihre schärfsten Positionen bereits vor Beginn des Parteitags aufgegeben.
Unterricht für alle
Zu den Forderungen, auf die man sich schließlich einigte, zählten die Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts; die Presse-, Vereinsund Versammlungsfreiheit; die Trennung von Kirche und Staat; der unentgeltliche Unterricht an allen öffentlichen Lehranstalten; die Unabhängigkeit der Richter; die Einführung des AchtstundenArbeitstages; die Einschränkung der Frauen- und die Abschaffung der Kinderarbeit sowie die Befreiung der Arbeiter aus der politischen und ökonomischen Rechtlosigkeit ohne Unterschied der Nation, der Rasse und des Geschlechts.
Diese so genannte „Prinzipienerklärung“wurde mit 69 zu 3 Stimmen (bei einer Enthaltung) angenommen, womit die innerparteiliche Spaltung überwunden war. Darüber hinaus war es Adlers Leistung, die Sozialdemokratie gegen heftige Widersprüche aus den eigenen Reihen zu einer staats- und kaisertreuen und damit mehrheitsfähigen Partei umzugestalten.
Die Delegierten setzten fast alle ihre Forderungen durch – allerdings erst in der Republik, die Victor Adler nicht erleben sollte: Er starb einen Tag vor deren Ausrufung, am 11. November 1918.
Adler wird Parteichef
Der Armenarzt hatte sich mit seiner charismatischen Erscheinung und seinem ausgleichenden Wesen durchgesetzt, obwohl er es anfangs als Intellektueller mit bürgerlicher Herkunft in der Arbeiterschaft nicht leicht hatte. Adler wurde zum ersten Vorsitzenden der geeinten Partei gewählt.
Der Hainfelder Parteitag endete am 1. Jänner 1889. Nur 29 Tage später wurde die Monarchie von einem Ereignis erschüttert, das alle Schichten der Bevölkerung gleichermaßen entsetzte: Kronprinz Rudolf, der Sohn des Kaisers, erschoss am 30. Jänner 1889 in Mayerling – nicht weit von Hainfeld entfernt – seine Geliebte Mary Vetsera und dann sich selbst.
Noch ein Parteitag
In Hainfeld erinnert heute ein Denkmal an die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, wie sie damals hieß. Hainfelds aktueller SP-Bürgermeister Albert Pitterle nimmt das Dilemma seiner Partei zum Anlass für einen konstruktiven Vorschlag: „Ich freue mich nach 135 Jahren schon auf den nächsten Einigungsparteitag in Hainfeld.“