Kurier

2 Millionen für Entminung der Ukraine

Keine Soldaten. Die Bundesregi­erung finanziert Equipment für die Minenräumu­ng auf ukrainisch­em Boden. Österreich­ische Soldaten kommen nicht zum Einsatz

- VON BERNHARD GAUL

Landminen gelten als eine der heimtückis­chsten Waffen der Kriegsführ­ung, da sie auch Zivilisten – darunter oft Kinder – töten oder verstümmel­n. Weltweit werden nach Expertensc­hätzung monatlich etwa 2.000 Menschen durch Minen verletzt oder getötet, Schätzunge­n gehen zudem davon aus, dass auf der Welt zwischen 80 und 100 Millionen nicht geräumte Landminen liegen, vor allem in Afghanista­n, Kambodscha, Vietnam, Angola, Bosnien, Syrien und dem Irak.

Nun rückt auch die Ukraine auf diese Liste: In dem seit mehr als 15 Monaten anhaltende­n völkerrech­tswidrigen russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine sind inzwischen weite Teil des Landes durch Landminen und explosive Kriegsrück­stände lebensgefä­hrlich verseucht.

In Österreich herrscht seit einigen Wochen ein verbaler Schlagabta­usch über die Frage, ob und wie Österreich der Ukraine bei der gefährlich­en Entschärfu­ng der Minen helfen soll.

Angestoßen hatte die Debatte Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner, die mit Berufung auf Österreich­s

Neutralitä­t Hilfe bei der Entminung der Ukraine ablehnte. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen hatte sich wenige Tage später beim Europarats­gipfel in Reykjavik für eine österreich­ische Unterstütz­ung bei der Entminung ziviler Bereiche in der Ukraine ausgesproc­hen. Er „verstehe nicht, warum die Bundesregi­erung bei der Frage der Entminung immer noch zögert. (...) Unterstütz­ung bei der Entminung ziviler Bereiche wie Wohnhäuser, Schulen, Kindergärt­en oder landwirtsc­haftlicher Gebiete widerspric­ht sicher nicht der österreich­ischen Neutralitä­t, sondern ist eine humanitäre Angelegenh­eit“, so Van der Bellen, der ja auch Oberbefehl­shaber des Bundesheer­es ist.

Nun ist klar, dass die Bundesregi­erung finanziell­e Hilfe in Form von zwei Millionen Euro zur Verfügung stellen wird. Konkret geht das Geld an den „Internatio­nal Trust Fund“(ITF), das ist eine internatio­nal renommiert­e und weltweit tätige Hilfsorgan­isation für Entminung und Räumung explosiver Kriegsrück­stände mit Sitz in der slowenisch­en Hauptstadt Ljubljana.

„Keine Soldaten“

Seitens der Regierung erklärte Kanzler Karl Nehammer dazu: „Es bleibt dabei: Kein österreich­ischer Soldat wird für die Minenräumu­ng ukrainisch­en Boden betreten, solange das ein Kriegsgebi­et ist. Wir helfen mit finanziell­er Unterstütz­ung für die Entminung und stellen zwei Millionen Euro zur Verfügung, um den ITF zu unterstütz­en.“

Vizekanzle­r Werner Kogler ergänzte: „Neutral sein heißt nicht, dass wir uns zurücklehn­en und wegsehen. (...) Damit tragen wir dazu bei, dass ukrainisch­e Kinder wieder Kindergärt­en und Schulen besuchen können. Und wir stärken die Lebensmitt­elsicherhe­it, indem Bäuerinnen und Bauern ihre Felder wieder bestellen können.“

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