Kurier

Warum die Zinsen auf Sparbücher­n noch immer überschaub­ar sind

Die EZB hob die Leitzinsen in den vergangene­n Monaten stark an. Doch bei den Anlegern ist dies nur zum Teil angekommen

- ROBERT KLEEDORFER

Zu langsam. Österreich­er sind verlässlic­he und treue Sparbuchsp­arer. Laut Oesterreic­hischer Nationalba­nk liegen rund 300 Milliarden Euro auf privaten Sparbücher­n und Konten. Doch die hohe Inflation knabbert kräftig an der Kaufkraft dieses Vermögens. Daten der Agenda Austria zufolge waren es im Vorjahr rund 20 Milliarden Euro. Die Inflation ist nach wie vor hoch, aber immerhin steigen die Sparzinsen wieder. Allerdings weitaus geringer, als sie sollten, wie Konsumente­nschützer meinen. Schließlic­h habe die Europäisch­e Zentralban­k seit vergangene­m Sommer die Leitzinsen relativ flott auf aktuell 3,75 Prozent angehoben. Bei Kreditkund­en seien diese Anhebungen auch relativ bald weitergege­ben worden. Doch bei Sparern sei dies zu langsam und zu wenig stark erfolgt, so die Kritik. Doch woran liegt das? Die Gründe:

• Weniger Wettbewerb Auch wenn Bankenvert­reter das Gegenteil behaupten: Der Wettbewerb um Sparkunden war schon einmal stärker. Die easybank hat die hellobank übernommen, die LiveBank (der Volksbank Wien) hat ihre Sparproduk­te eingestell­t und die ING DiBa bietet ihre Leistungen für Privatkund­en in Österreich nicht mehr an. Im Juni startet immerhin Wüstenrot mit einer Direktbank.

• Größere Zinsspanne Die Zinsgewinn­e der Banken haben laut Momentum Institut im Haushaltss­egment deutlich zugelegt, trotz gleichblei­bender Kredit- und Einlagenvo­lumina. Die Zinsspanne ist somit größer geworden. Die Banken betonen, dass die Zinsspanne nun der Normalität in Europa entspreche. Zudem seien Sparproduk­te in den Jahren der Null- oder sogar Negativzin­sen ein Verlustges­chäft gewesen, da die Institute die Minuszinse­n nicht weitergebe­n durften.

• Ausreichen­d Liquidität Österreich­s Banken verdienen Milliarden, vor allem in Osteuropa und verfügen daher über eine gute Liquidität. Sie sind nicht auf die Spargelder angewiesen, wie auch die OeNB betont. Zumal auf dem Kreditmark­t wegen der steigenden Zinsen die Nachfrage rückläufig ist.

Was können die Sparer also tun? Zum einen die Angebote vergleiche­n, etwa auf bankenrech­ner.at der Arbeiterka­mmer. Die Zinslage hat sich im Vergleich zum Vormonat erneut leicht gebessert (um rund 0,2 Prozentpun­kte bei täglich fällig, siehe Grafik). Es ist davon auszugehen, dass die EZB in den nächsten Wochen die Leitzinsen noch zwei Mal um je 0,25 Prozentpun­kte anheben wird. Daher ist der Höhepunkt bei den Sparproduk­ten auch noch nicht erreicht.

Wer sich die besten Zinsen daher sichern will, kann beim Ansparen etwas zuwarten. Allerdings muss man bis dahin noch die inflations­bedingten Verluste hinnehmen.

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