Warum die Zinsen auf Sparbüchern noch immer überschaubar sind
Die EZB hob die Leitzinsen in den vergangenen Monaten stark an. Doch bei den Anlegern ist dies nur zum Teil angekommen
Zu langsam. Österreicher sind verlässliche und treue Sparbuchsparer. Laut Oesterreichischer Nationalbank liegen rund 300 Milliarden Euro auf privaten Sparbüchern und Konten. Doch die hohe Inflation knabbert kräftig an der Kaufkraft dieses Vermögens. Daten der Agenda Austria zufolge waren es im Vorjahr rund 20 Milliarden Euro. Die Inflation ist nach wie vor hoch, aber immerhin steigen die Sparzinsen wieder. Allerdings weitaus geringer, als sie sollten, wie Konsumentenschützer meinen. Schließlich habe die Europäische Zentralbank seit vergangenem Sommer die Leitzinsen relativ flott auf aktuell 3,75 Prozent angehoben. Bei Kreditkunden seien diese Anhebungen auch relativ bald weitergegeben worden. Doch bei Sparern sei dies zu langsam und zu wenig stark erfolgt, so die Kritik. Doch woran liegt das? Die Gründe:
• Weniger Wettbewerb Auch wenn Bankenvertreter das Gegenteil behaupten: Der Wettbewerb um Sparkunden war schon einmal stärker. Die easybank hat die hellobank übernommen, die LiveBank (der Volksbank Wien) hat ihre Sparprodukte eingestellt und die ING DiBa bietet ihre Leistungen für Privatkunden in Österreich nicht mehr an. Im Juni startet immerhin Wüstenrot mit einer Direktbank.
• Größere Zinsspanne Die Zinsgewinne der Banken haben laut Momentum Institut im Haushaltssegment deutlich zugelegt, trotz gleichbleibender Kredit- und Einlagenvolumina. Die Zinsspanne ist somit größer geworden. Die Banken betonen, dass die Zinsspanne nun der Normalität in Europa entspreche. Zudem seien Sparprodukte in den Jahren der Null- oder sogar Negativzinsen ein Verlustgeschäft gewesen, da die Institute die Minuszinsen nicht weitergeben durften.
• Ausreichend Liquidität Österreichs Banken verdienen Milliarden, vor allem in Osteuropa und verfügen daher über eine gute Liquidität. Sie sind nicht auf die Spargelder angewiesen, wie auch die OeNB betont. Zumal auf dem Kreditmarkt wegen der steigenden Zinsen die Nachfrage rückläufig ist.
Was können die Sparer also tun? Zum einen die Angebote vergleichen, etwa auf bankenrechner.at der Arbeiterkammer. Die Zinslage hat sich im Vergleich zum Vormonat erneut leicht gebessert (um rund 0,2 Prozentpunkte bei täglich fällig, siehe Grafik). Es ist davon auszugehen, dass die EZB in den nächsten Wochen die Leitzinsen noch zwei Mal um je 0,25 Prozentpunkte anheben wird. Daher ist der Höhepunkt bei den Sparprodukten auch noch nicht erreicht.
Wer sich die besten Zinsen daher sichern will, kann beim Ansparen etwas zuwarten. Allerdings muss man bis dahin noch die inflationsbedingten Verluste hinnehmen.