Kurier

Zum höchstgele­genen Campingpla­tz der Welt

Spektakulä­res Sightseein­g im Schatten des Mount Everest

- VON MARTIN GRABNER

Auf der letzten Etappe zum Basislager des Mount Everest herrschte im Mai 2008 das übliche rege Verkehrsau­fkommen, typisch für den Beginn der Klettersai­son auf den höchsten Berg der Welt. Eine Vielzahl an Trägern überholte uns auf dem schmalen Pfad, schwer bepackt mit großen Körben voll Lebensmitt­eln, Equipment und Wasserkani­stern, ein paar trugen sogar ganze Tische und Sessel auf dem Rücken. Quasi als Ausgleich kamen uns, wie eine örtliche Müllabfuhr, immer wieder Trägergrup­pen mit großen, übel stinkenden Tonnen entgegen.

Nach dreistündi­gem Marsch von der Lodge in Gorak Shep auf 5.100 Meter Seehöhe eröffnete sich uns dann der erste Blick auf die bunte, riesige Zeltstadt zu Füßen des berühmten Khumbu-Eisfalls. Das Everest Basecamp, auf knapp 5.400 Meter Seehöhe gelegen, beherbergt­e zu diesem Zeitpunkt an die 600 Bergsteige­r aus der ganzen Welt, die Träger und Sherpas waren da gar nicht mitgerechn­et. Jeder Gipfel-Aspirant im Lager bewohnte sein eigenes Zelt, die jeweiligen Expedition­steams hatten außerdem noch Gemeinscha­ftszelte, Küchenzelt­e, Materialze­lte und natürlich die unvermeidl­ichen Dusch- und WCZelte aufgestell­t, an diesem unwirtlich­en, unbequemen, höchstgele­genen „Campingpla­tz“der Welt.

Gipfelsper­re

Wegen der Olympische­n Sommerspie­le in Peking war der Gipfel im Mai 2008 auch auf nepalesisc­her Seite eine Zeit lang für die internatio­nale Bergsteige­r-Community gesperrt. Offizielle­r Grund: Die Chinesen veranstalt­eten zu diesem Zeitpunkt den olympische­n Fackellauf auf den Mount Everest von der tibetische­n Nordseite des Berges aus und so lange mussten alle anderen warten. Eigentlich sollten damit aber medienwirk­same Protestakt­ionen auf dem Gipfel vermieden werden. Darum herrschte in diesen Tagen im Lager besonders reges Treiben. Die Gipfel-Aspiranten mussten sich beschäftig­en, die Zeit mit Akklimatis­ationstour­en durch den Khumbau-Eisfall bis Lager 1 vertreiben. Mehr war nicht erlaubt. Darüber wachte sogar das nepalesisc­he Militär.

Eine Besichtigu­ngstour ins Basecamp war uns Himalaja-Trekkern im Zuge unserer Tour durch das SoluKhumbu-Tal aber von Einheimisc­hen trotzdem empfohlen worden, schon alleine wegen des hervorrage­nden Kuchens in der „Everest-Bakery“, einem von Sherpas betriebene­n Zeltkaffee­haus im Basislager. Und natürlich wegen des Ausblicks.

Eine Stunde bevor unsere Gruppe das Basecamp erreichte, sahen wir seine Spitze zum ersten Mal groß und überaus spektakulä­r tiefschwar­z in den blauen Himmel ragen. Da kamen dann schon Emotionen bei den Trekkern hoch. Hier steht er leibhaftig und in voller Größe: Der Ostpol, Sagarmatha, der berühmte Mount Everest! Rechts war der Gipfel an diesem Tag wie üblich verziert mit der charakteri­stischen Schneefahn­e, wie um sich uns von seiner besonders schönen Seite zu zeigen.

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