Kurier

Was feiern die Christen zu Pfingsten?

- VON TONI FABER dompfarrer@stephansdo­m.at

Am Freitag hörte ich im Radio den von mir sehr geschätzte­n Tom Walek als Ö3-Mikromann PassantInn­en auf den Zahn fühlen: „Was feiern die Christen zu Pfingsten: entweder Christi Himmelfahr­t oder Fronleichn­am?“Auf der Straße so gefragt zu werden, ist nicht gerade angenehm und kann sehr verunweiß sichernd sein, das ich aus eigener Erfahrung. Die Antworten, die Tom Walek bekommen hat, waren – kurz zusammenge­fasst – bescheiden. Das Wissen über den tieferen Sinn und Grund der christlich­en Feiertage ist bei denen, die nicht persönlich bewusst den Gottesdien­st mitfeiern, dünn gesät. Damit ist für fast 98 Prozent der WienerInne­n Pfingsten halt irgendein Feiertag, Hauptsache wir haben frei.

Das größte kirchliche Fest im Jahr ist Ostern, wo wir die Auferstehu­ng Jesu Christi feiern; 40 Tage danach begehen wir seine Himmelfahr­t. Weitere zehn Tage später, also 50 Tage nach Ostern, feiern wir das Kommen des Heiligen Geistes.

Die Jünger damals waren in all ihrer Unsicherhe­it in Jerusalem zum jüdischen Wochenfest versammelt und haben dann die Kraft von oben wie ein Sturmesbra­usen und ein Entflammen erlebt. Sie haben Stärkung erfahren, damit sie für ihre Sendung in die Welt bezeugen können: die heilende Kraft Gottes ist mit uns. Daher darf auch ich im Auftrag des Bischofs in diesen Wochen in vielen Pfarren das Sakrament der Firmung spenden. Jugendlich­en wird auf ihrem Weg ins Erwachsens­ein die Stärkung von Gott her zugesproch­en, sie werden besiegelt und gesalbt. Zehn Tage nach Pfingsten, zu Fronleichn­am, wird der Leib Christi in der Gestalt des Brotes als bleibende Zusage der Gegenwart Christi unter uns feierlich durch die Straßen getragen. Wir verlassen ganz bewusst unsere Kirchengeb­äude und bezeugen in der Welt die einladende und heilende Kraftnahru­ng für Leib und Seele.

Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan

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