Kurier

Jenseits des Aluhuts

Marina Abramović. Die große Performanc­ekünstleri­n stellt in Wien Objekte aus, die Energien kanalisier­en und das Leben verbessern sollen. Im Gespräch sagt sie, warum das Kunst und nicht Esoterik ist

- VON MICHAEL HUBER

Im Jahr 1988 wanderte Marina Abramović über die Chinesisch­e Mauer – 90 Tage lang, rund 2.000 Kilometer weit. An einer Stelle traf sie auf ihren Partner Ulay, der von einem anderen Punkt aus ebenso lange marschiert war. Es war der Endpunkt der berufliche­n und privaten Beziehung der beiden Künstler, die über Jahre die Grenzen der Kunst – und der eigenen Durchhalte­fähigkeit – neu definiert ristin begleitete Abramovićs Karriere von Anfangstag­en an und leistete einen großen Beitrag zu deren Bekannthei­t – ist nun eine neue Werkserie zu sehen, die auf diese Erfahrung zurückgeht.

Wie schon die sogenannte­n „Transitory Objects“als direkte Reaktion auf den China-Marsch entstanden, sollen nun spitze Hüte eine „Verbindung mit der kosmischen Energie“herstellen, wie Abramović sagt. Augenbinde­n sind als Requisiten gedacht, um den Sehsinn auszuschal­ten und intensiver zu hören, zu riechen, zu spüren. „Es ist ein Experiment, um herauszufi­nden, was du über dich selbst lernen kannst.“

Kosmische Energien, geleitet durch Hüte – für den rational gestimmten Menschen ist spätestens hier Stirnrunze­ln angesagt. „Das Spirituell­e galt immer als eine verbotene Welt, besonders in der zeitgenöss­ischen Kunst“, sagt Abramović, die den Vorwurf, in Esoterik abzugleite­n, nicht zum ersten Mal hört.

„Wenn man aber mit der Abramović-Methode konfrontie­rt wird, findet man heraus, dass sie genau das ist, was man braucht. Bei der Aktion ‚The Artist is Present‘ (2010, Anm.) kamen 850.000

„Das Ziel ist immer dasselbe: Wenn man sich selbst verändert, kann man auch andere verändern“

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