„Alle sollen mitentwickeln“Karriere.
Noch immer können sich viele Mädchen keine technische Ausbildung vorstellen
Die Zahlen sprechen für sich. Mehr als die Hälfte der 1.500 befragten österreichischen Schülerinnen kann sich nach wie vor keine Ausbildung in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) vorstellen.
Das ergab die Studie „Wie MINT gewinnt“, die kürzlich von der FH Hagenberg durchgeführt wurde. Martina Gaisch ist Co-Autorin der Studie und Professorin an der FH OÖ an der Fakultät für Informatik, Kommunikation & Medien. 75 Prozent der Befragten wussten nicht, wofür die Abkürzung MINT steht. In der Gruppe der Unentschlossenen liegt das meiste Potenzial für eine Ausbildung in den MINTBereichen.
Realistische Vorbilder
„Ich habe 2017 eine Vorgängerstudie gemacht, seitdem hat sich einiges verändert: Die Vorbilder sind mehr geworden. Wobei sich die Mädchen nicht totale Karrierefrauen als Vorbilder wünschen, sondern Frauen mit realistischen Berufsbildern“, resümiert Martina Gaisch. Was aus Gaischs Studien noch hervorgeht: Oft sind die Lehrerinnen und Lehrer und die Eltern zu Hause das Zünglein an der Waage. „Jene Mädchen, die zu Hause technisches Spielzeug und entsprechende Bücher haben, sagen zu 34 Prozent, dass sie sich diese Richtung vorstellen können. Von jenen, die daheim keinen Zugang bekommen, sind es nur vier Prozent.“Die Studie ergab, dass 65 Prozent der Befragten von ihren Eltern aktive Unterstützung für eine Ausbildung im MINT-Bereich bekommen.
Meistens gehen Mädchen in traditionelle Berufe, weil sie keine anderen kennen, weil sie hören, dass MINT-Berufe unweiblich sind und weil sie bei Interesse zu wenig positives Feedback bekommen.
„Es braucht eine Stärkung des Selbstvertrauens und bessere Aufklärung über die Möglichkeiten“, weiß die FH-Professorin.. Mit gerade mal 18 Prozent weiblichen Studierenden in Österreich seien noch viel zu wenig Informatikerinnen am Werk: „Digitale
Produkte sollen nicht nur von jungen, weißen Männern entwickelt werden.“Die erste Software für Spracherkennung habe weibliche Stimmen nicht erkannt.
Warum? „Weil Frauen bei der Entwicklung einfach vergessen wurden. Deswegen will ich, dass die ganze Vielfalt an Menschen, die diese digitalen Produkte nutzen, diese auch mitentwickeln“, schließt Gaisch. Dafür lehrt, forscht, kämpft und entwickelt sie.