Kurier

„Alle sollen mitentwick­eln“Karriere.

Noch immer können sich viele Mädchen keine technische Ausbildung vorstellen

- VON CLAUDIA STELZEL-PRÖLL

Die Zahlen sprechen für sich. Mehr als die Hälfte der 1.500 befragten österreich­ischen Schülerinn­en kann sich nach wie vor keine Ausbildung in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften, Technik) vorstellen.

Das ergab die Studie „Wie MINT gewinnt“, die kürzlich von der FH Hagenberg durchgefüh­rt wurde. Martina Gaisch ist Co-Autorin der Studie und Professori­n an der FH OÖ an der Fakultät für Informatik, Kommunikat­ion & Medien. 75 Prozent der Befragten wussten nicht, wofür die Abkürzung MINT steht. In der Gruppe der Unentschlo­ssenen liegt das meiste Potenzial für eine Ausbildung in den MINTBereic­hen.

Realistisc­he Vorbilder

„Ich habe 2017 eine Vorgängers­tudie gemacht, seitdem hat sich einiges verändert: Die Vorbilder sind mehr geworden. Wobei sich die Mädchen nicht totale Karrierefr­auen als Vorbilder wünschen, sondern Frauen mit realistisc­hen Berufsbild­ern“, resümiert Martina Gaisch. Was aus Gaischs Studien noch hervorgeht: Oft sind die Lehrerinne­n und Lehrer und die Eltern zu Hause das Zünglein an der Waage. „Jene Mädchen, die zu Hause technische­s Spielzeug und entspreche­nde Bücher haben, sagen zu 34 Prozent, dass sie sich diese Richtung vorstellen können. Von jenen, die daheim keinen Zugang bekommen, sind es nur vier Prozent.“Die Studie ergab, dass 65 Prozent der Befragten von ihren Eltern aktive Unterstütz­ung für eine Ausbildung im MINT-Bereich bekommen.

Meistens gehen Mädchen in traditione­lle Berufe, weil sie keine anderen kennen, weil sie hören, dass MINT-Berufe unweiblich sind und weil sie bei Interesse zu wenig positives Feedback bekommen.

„Es braucht eine Stärkung des Selbstvert­rauens und bessere Aufklärung über die Möglichkei­ten“, weiß die FH-Professori­n.. Mit gerade mal 18 Prozent weiblichen Studierend­en in Österreich seien noch viel zu wenig Informatik­erinnen am Werk: „Digitale

Produkte sollen nicht nur von jungen, weißen Männern entwickelt werden.“Die erste Software für Spracherke­nnung habe weibliche Stimmen nicht erkannt.

Warum? „Weil Frauen bei der Entwicklun­g einfach vergessen wurden. Deswegen will ich, dass die ganze Vielfalt an Menschen, die diese digitalen Produkte nutzen, diese auch mitentwick­eln“, schließt Gaisch. Dafür lehrt, forscht, kämpft und entwickelt sie.

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