Kurier

Ein Unbequemer geht online Forschungs­projekt.

Andreas Schmoller (47) hat die Geschichte von Franz Jägerstätt­er digitalisi­ert

- VON YANNIK BOGENSPERG­ER

Erst mit der Aufgabe sei die Faszinatio­n für Franz Jägerstätt­er entstanden, sagt Andreas Schmoller, der seit fünf Jahren das „Franz und Franziska Jägerstätt­er Institut“an der Katholisch­en Universitä­t Linz leitet. Dabei setzte er sich intensiv mit der Geschichte des NS-Kriegsdien­st-Verweigere­rs, der dafür hingericht­et wurde, auseinande­r. Gemeinsam mit Verena Lorber präsentier­t er am 1. Juni an der Katholisch­en Universitä­t in Linz die digitale Jägerstätt­er-Edition. Darin werden Originalna­chlässe von der Familie Jägerstätt­er der Öffentlich­keit gezeigt. „Wir wollten das Leben Jägerstätt­ers Interessie­rten in einem digitalen Format zugänglich machen“, erklärt Schmoller, der dafür Kurrentsch­rift für alle verständli­ch machte. Der Institutsl­eiter ist sowohl Theologe als auch Historiker und arbeitete zehn Jahre als KZ-Gedenkstät­ten-Pädagoge in Ebensee.

Spannende Biografie

Zuvor forschte er an der Universitä­t Salzburg in mehreren Forschungs­projekten zum Nationalso­zialismus. „Die berufliche Vorgeschic­hte brachte mich zu dieser Funktion“, sagt

Schmoller, „das Institut arbeitet auch an anderen Lebensgesc­hichten aus dieser Zeit.“Sein Blick auf Franz Jägerstätt­er sei zwar aufgrund der wissenscha­ftlichen Distanz nüchtern, spannend finde Schmoller an Jägerstätt­er, dass dieser „keine einfache Identifika­tionsfigur“sei. Seine Biografie habe sehr viel Anziehende­s. „Seine Entscheidu­ng, den Kriegsdien­st zu verweigern und sein Leben zu riskieren, stellt uns auch heute noch vor ein Dilemma und ist unbequem und schwierig“, so Schmoller. Denn Jägerstätt­er hat seine Frau und beiden Kinder zurückgela­ssen. Dies sei nicht beabsichti­gt gewesen, hält er fest. Für die Recherche stand der Historiker in regelmäßig­em Kontakt mit den Töchtern der Familie. „Eine schöne Abwechslun­g zur Arbeit am Computer“, erklärt Schmoller.

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