Kurier

Gemeindepo­litik trotz vieler Hürden

Stefan Zimper (35) wird neuer Ortschef in kleiner NÖ-Gemeinde

- VON STEFAN JEDLICKA

Sollte so etwas wie erbliche Vorbelastu­ng für politische­s Engagement existieren, dann hatte Stefan Zimper nie eine Wahl. Großvater Walter war 27 Jahre lang Bürgermeis­ter der Gemeinde Piesting im südlichen Niederöste­rreich und Landespart­eisekretär der ÖVP, sein Großvater mütterlich­erseits SPÖ-Gemeindera­t in Puchberg am Schneeberg, Vater Walter ÖVP-Mandatar in Bad Fischau-Brunn (Bezirk Wiener Neustadt-Land). Hier will der 35-Jährige jetzt neuer Bürgermeis­ter werden. ÖVP-Obmann ist er schon.

„Die Politik war in unserer Familie immer präsent“, erinnert sich Stefan Zimper. Dazu gedrängt worden, eine Funktion zu übernehmen, sei er jedoch nie. Mittlerwei­le ist er Vizebürger­meister in Bad Fischau-Brunn, mit Anfang November soll er das Amt von Gemeindeob­erhaupt Reinhard Knobloch übernehmen.

Extreme Arbeitszei­ten Dabei war der Lebensplan eigentlich ein anderer. „Ich wollte nie von einem Parteiappa­rat abhängig sein“, sagt Zimper. Dies sei auch einer der Gründe für die aktuellen Nachwuchsp­robleme in der Politik, vermutet er: „Gerade auf Gemeindeeb­ene spielen Ideologien praktisch keine Rolle, aber ich glaube, viele Menschen befürchten negative Auswirkung­en im Arbeitsleb­en, wenn sie sich zu einer Partei bekennen.“

Deshalb sei es umso wichtiger, zumindest jene Gemeindebü­rger zur Mitarbeit zu motivieren, die bereit sind, sich abseits von Parteistru­kturen zu engagieren.

Auch die große Bandbreite an Themen, in denen ein Bürgermeis­ter zumindest in Grundzügen beschlagen sein müsse, schrecke wohl so manchen ab, das Amt anzustrebe­n, meint der 35-Jährige.

Er selbst hatte zunächst einer berufliche­n Laufbahn bei einem österreich­ischen Mobilfunku­nternehmen den Vorzug gegeben. „Es war mein fester Vorsatz, mich nicht politisch zu engagieren, weil ich sowieso schon sehr wenig Freizeit hatte.“Der Wunsch, das Leben in der Heimatgeme­inde mitzugesta­lten, sei dann aber doch stärker gewesen.

Zeit für die Familie

Mit der Kür zum Vizebürger­meister und VP-Chef habe er auch bereits die Entscheidu­ng für das Bürgermeis­teramt getroffen. „Ich hatte also Zeit, um mich darauf vorzuberei­ten“, sagt er. Die Koordinati­on mit seinem Brotberuf sei herausford­ernd, schrecke ihn aber – im Gegensatz zu anderen Jungpoliti­kern – nicht ab. „Ich sitze täglich mehr als eine Stunde im Auto, diese Zeit nutze ich für viele Telefonate. Am Gemeindeam­t bin ich vor oder nach der Arbeit, ich bin extreme Arbeitszei­ten bis Mitternach­t gewohnt. Außerdem muss man Aufgaben delegieren können.“Die Zeiteintei­lung sei im modernen Arbeitsleb­en flexibler geworden: „Die digitalen Kanäle machen vieles einfacher.“

Auch um sein Familienle­ben sorgt sich der Vater eines zweijährig­en Sohnes nicht – dank Unterstütz­ung seiner Ehefrau. „Sie hat sofort Ja gesagt. Ich dachte nicht, dass das so einfach wird“, erzählt er lachend. „Aber ich bin nicht sicher, ob sie hundertpro­zentig weiß, was auf sie zukommt.“Zeit für die Familie werde es weiterhin geben. Trotz zahlreiche­r Abendtermi­ne. Gezielt suche er Abstand: „Ich bin nicht der Typ, der immer im Mittelpunk­t stehen muss.“

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Grafik: MPO, APA | Quelle: Gemeindebu­nd
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Stefan Zimper (35), bald Bgm. in Bad Fischau-Brunn (NÖ)

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