Kurier

Wenn Bowie auf Belcanto trifft

MusikTheat­er an der Wien. Intendant Stefan Herheim lädt mit „Les Martyrs“zu einer Donizetti-Rarität ein

- VON PETER JAROLIN

Mit Gaetano Donizettis ist das so eine Sache. Der wunderbare Komponist (1797 – 1848) hat weit mehr als 80 Opern komponiert. Im Repertoire der Opernhäuse­r haben sich jedoch leider nur ein paar Werke gehalten.

Das MusikTheat­er an der Wien präsentier­t dennoch sehr gerne hörenswert­e Raritäten. Und so hat am 18. September in der Halle E des Museumsqua­rtiers Donizettis Oper „Les Martyrs“Premiere, eine für Frankreich neu bearbeitet­e Version seines „Poliuto“. Denn im Italien der 1830-er Jahre lehnte die Zensur die Geschichte rund um einen Märtyrerto­d – es geht um Liebe und Glauben in Armenien im 3. Jahrhunder­t nach Christus – einfach ab. Keine Religion auf der Bühne!

Frankreich statt Italien Donizetti allerdings ließ sich davon nicht beirren, arbeitete sein Werk um und brachte eine Pariser Fassung heraus. Und auch in dieser kann man das Leben und Sterben von Polyeucte (Christ) und seiner Frau Pauline (zwischen Römern und Christen schwankend) erleben.

Belcanto-Spezialist Jérémie Rhorer leitet das ORF Radio-Symphonieo­rchester Wien. Die vokal mörderisch­en Partien – Donizetti hatte offenbar unfassbare gute Sänger zur Verfügung – bestreiten die Sopranisti­n Roberta Mantegna und der tolle Tenor John Osborn.

Regie führt der mehrfach preisgekrö­nte Cezary Tomaszewsk­i, der zu diesem Stück Folgendes meint: „,Les Martyrs’ ist die beste Donizetti-Oper. Ein Hybrid von Belcanto und Grand Opéra. Ein Meisterwer­k, spannend, filmisch mit vielschich­tigen und spannenden Charaktere­n. Ich inszeniere ganz nah am Libretto, weil es so gut ist. Das ist eine Story mit Gänsehaut, und die Zuschauer bekommen in der Halle E ein echtes Spektakel.“Denn, so Cezary Tomaszewsk­i weiter: „Die

Handlung spielt ja in Armenien, ich verbinde das Werk mit dem ungeheuerl­ichen Genozid von 1915, bei dem unzählige Männer und vor allem Frauen bestialisc­h gemetzelt wurden. Die Handlung ist ein universell­er Konflikt.“

Donizetti und Bowie „Diesen bringe ich nicht realistisc­h auf die Bühne, sondern in einer Anmutung wie David Bowie in dem Film ,Der Mann, der vom Himmel fiel’ – eine Art Parallelwe­lt, fantastisc­h, entrückt, aber gleichzeit­ig ganz nah. Hier in Wien zu arbeiten ist ein Traum für mich. Sängerisch ist dieses Werk äußerst anspruchsv­oll, aber wir haben einen Top-Cast. Ich denke mir, diese Oper wird unter die Haut gehen.“

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John Osborn und Roberta Mantegna singen die Hauptrolle­n in Gaetano Donizettis „Les Martyrs“
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