Kurier

Der seltsame digitale Tod zweier Teenager

Ab 27. September in der Kammeroper: „Denis & Katya“von Philip Venables und Librettist Ted Huffman

-

Premiere. Das kennt man doch. Oder auch nicht? Zwei Teenager und eine unglücklic­he Liebe, denn die Eltern sind dagegen. Am Ende steht der Tod. Ja, „Romeo und Julia“kann als Vorlage dienen für die Oper „Denis & Katya“– nur basiert diese leider auf einer wahren Begebenhei­t.

Zwei russische Teenager verstecken sich in einer Hütte vor ihren Eltern. Als die Polizei die beiden aufspürt, eskaliert die Situation – und Denis und Katya lassen per Social Media die Welt an dem Konflikt teilhaben. Die realen Akteure und ihre weltweiten Viewer feuern sich gegenseiti­g an, digitale Wahrnehmun­g und Realität verschwimm­en. Was im virtuellen Raum Spiel zu sein scheint, wird bitterer Ernst. Am Ende sind die beiden Jugendlich­en tot.

Der britische Komponist Philip Venables und sein Librettist Ted Huffman haben sich in den Zeiten der Pandemie dieser Story angenommen und eine sogenannte „amplifizie­rte Oper in zwei Teilen“geschaffen. Soll heißen: Facebook und die Neuen Medien sind omnipräsen­t. Aber: Die beiden Teenager selbst treten nicht auf. Es sind vielmehr Menschen, die mit ihnen Kontakt hatten, die Denis und Katya auf ihrem Weg begleitet haben. War es gemeinsame­r SelbstGrun­dprinzip mord oder Mord? Was ist da passiert in diesem kleinen russischen Dorf, als die Polizei in die Hütte eindrang?

Antworten gibt es bis heute nicht. Aber, wie Philip Venables im KURIER-Gespräch meint: „Genau das hat Ted und mich interessie­rt. Und uns war bald klar, dass wir die beiden Teenager nicht als Charaktere auf die Opernbühne bringen wollen.

Das wäre pietätlos gewesen. Insofern rekonstrui­eren bei uns eine Mezzosopra­nistin und ein Bariton in den Rollen verschiede­ner Zeitzeugen die Tragödie. Die Hauptfigur­en Denis und Katya erscheinen nur in Berichten, aber sehr wohl überlagert von Internet-Postings oder WhatsApp Nachrichte­n sowie elektroaku­stischen Klängen und einem Ensemble aus vier Violoncell­i.“

Zukunftsmu­sik

Venables weiter: „Ted und ich haben aber auch unsere Kommunikat­ion während des Entstehung­sprozess eingearbei­tet. Es ist tatsächlic­h eine neue Form des Musiktheat­ers. Kein Dirigent, viel Medien, aber die Geschichte geht hoffentlic­h dennoch zu Herzen.“Doch ist diese Digitalisi­erung des Musiktheat­ers die Zukunft? Venables: „Nein, ich hoffe nicht. Es ist nur eine Form des Ausdrucks. Ich glaube an das

der Kunst. Sie kann niemals digital ersetzt werden. Das Live-Erlebnis ist immer viel wichtiger. Genau das wollen wir mit den Mitteln der Technik zeigen. Keiner soll allein sterben.“

 ?? ?? Philip Venables ist von der Zukunft der Oper überzeugt
Philip Venables ist von der Zukunft der Oper überzeugt
 ?? ?? Bariton Timothy Connor ist das männliche Pendant
Bariton Timothy Connor ist das männliche Pendant
 ?? ?? Sie singt (auch) über Katya: Mezzo Hasti Molavian
Sie singt (auch) über Katya: Mezzo Hasti Molavian

Newspapers in German

Newspapers from Austria