Liebe, Taxi und Zimt
Der Mensch ist in seiner Essenz Liebe. Daran muss ich mich regelmäßig erinnern. Zum Beispiel, wenn der junge Taxler mir nervös erzählt, dass heute sein erster Arbeitstag und ich sein erster Fahrgast sei. Wo das Problem ist, fragen Sie? Dass ich schon vor einigen Wochen mit ihm gefahren bin und er mir damals den gleichen Schmäh erzählt hat.
Beim ersten Mal hab ich’s ihm natürlich geglaubt, ich war verständnisvoll und geduldig, als er keine Ahnung hatte, wo denn dieser „Stephansdom“sein könnte. Ok, first time for everything.
Beim 2. Mal fand ich seine Story kurios, aber beim 3. Mal fühlte ich mich leicht verarscht. Doch meine Laune stieg, als ich sein riesiges Ohrläppchen bei offenem Fenster im Wind tanzen sah. Die Medizin erzählt uns, dieser weiche Teil der Ohrmuschel hätte keine biologische Funktion, aber das stimmt nicht! Es kann tanzen und TaxiFahrgäste glücklich machen!
An die Liebes-Essenz muss ich mich auch erinnern, wenn es plötzlich morgens an meiner Türe klopft und der HausHandwerker davorsteht. Ja, Ausbesserungsarbeiten waren mit der Hausverwaltung ausgemacht, aber der Termin noch nicht. Ich frage also nach, warum er mir den Termin im Vorfeld nicht mitgeteilt hat. Er hebt den Zeigefin„Ich ger: habe eh vor 3 Wochen angerufen, aber Sie haben nicht abgehoben.“Ähm, Vorschlag: Nachricht hinterlassen!?! Aber nein, er hat eh angerufen, was will man mehr. Der Mensch ist Liebe. Auch die Jugendliche in der U-Bahn, die ihren Freundinnen lautstark erzählte „Mein Ex hat urlangsam gessen einmal hamma Mini Zimties gessen und bei ihm waren sie schon urweich aber ich mag’s wenn sie urhart sind und da hätt ich schon wissen müssen, dass das nix wird.“Offenbar ist der Mensch eine Melange aus Liebe und noch etwas anderem. Aber Hauptsache Zimtstreusel obendrauf!! Die Andererseits-Kolumnen finden Sie auf kurier.at/kolumnen