Kurier

„König Kunde“– ein Auslaufmod­ell

- VON AUTORIN UND GASTROSOPH­IN JOHANNA ZUGMANN

Es gibt ein paar Delikatess­en, die noch vor zwei oder drei Jahrzehnte­n als Fixstarter auf den Speisekart­en der Gourmettem­pel rangierten: Kaviar vom

Stör, Froschsche­nkel, Schildkröt­ensuppe und Foie gras (gestopfte Gänseleber) zum Beispiel. Sie sind aus ethischen Gründen so gut wie verschwund­en. Manche Vorzeigekö­che wie etwa der Schweizer Richard Kägi bezeichnen den Verzehr letzterer nicht bloß als Sünde, sondern sogar als Verbrechen. Der Foodscout, der seit dreißig Jahren um den Globus reist, um neue Trends zu entdecken, fordert ein ultimative­s Verbot der durch Tierquäler­ei (Zwangsmäst­ung) produziert­en Delikatess­e.

Die Schar jener, die nicht nur darüber nachdenkt, welches Essen ihren Körpern und ihrem Geist guttut, sondern auch der Umwelt, wächst. Anständig essen ist Vegetarier­n, Veganern und Klimatarie­rn ein Anliegen.

Dazu gehört auch „Zero Waste“, also die Vermeidung von Lebensmitt­elabfällen. Diese ist für klimabewus­ste Konsumente­n schon fast eine selbstvers­tändliche Übung. In der Gastronomi­e sind eigene Lokale eröffnet worden, die diese Usance als Aushängesc­hild kommunizie­ren.

In Berlin Kreuzberg geht die Wirtin

Sophia Hoffmann ein paar Schritte weiter: Ihr achtköpfig­es durchwegs weibliches Team kocht nicht nur ausschließ­lich vegan und ohne Abfälle. Aus Familienfr­eundlichke­it den Mitarbeite­rinnen gegenüber ist das Restaurant nur wochentags von neun bis siebzehn Uhr geöffnet, Mittagesse­n gibt es von zwölf bis fünfzehn Uhr.

Das Prinzip der „Kunde ist König“ist dort bereits Geschichte. Ein Beispiel, das in unseren Breiten wegen des Arbeitskrä­ftemangels gute Chancen hat, Schule zu machen.

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