KonzertKritik
Am letzten Freitagnachmittag veranstaltete die Caritas einen bunten Nachmittag im Hof des erzbischöflichen Palais in Wien. Im Publikum saßen ältere Menschen, tranken Apfelsaft und Mineralwasser und als der Tenor Martin Mairinger „Dein ist mein ganzes Herz“intonierte, schlossen manche von ihnen die Augen: Die einen, um sich zu erinnern, die anderen, um zu vergessen.
Dann erzählte der Caritas-Direktor Martin Bodmann von den großen Herausforderungen, also der Pflege und weiters von Etwas, das den Jüngeren vollkommen selbstverständlich erscheint, im Alter aber ungeheuren Wert besitzt: die Selbstbestimmung. Ein älterer Herr im Rollstuhl ist selbstbestimmt. Als die Musik wieder Fahrt aufnimmt, fordert er seine junge Pflegerin zum Tanz auf. Sie drehen sich im Kreis und nicht nur er sieht glücklich aus.
Und nun ein weiterer Höhepunkt: Die Jazz Gitti tritt auf. Sofort sind alle Hände oben, klatschen, rufen, lachen, schunkeln – hier sitzt das beste Publikum der Welt. Die Jazz Gitti hat die Massen fest im Griff. Zwischen den Liedern ein paar Scherze, manche knapp oberhalb der Gürtellinie und die Damen und Herren lachen, wie wahrscheinlich schon lange nicht mehr. Die Jazz-Gitti ist eine Tochter von Celine Dion und Trude Maly, vollkommen unverwüstlich. Viele ihrer Lieder sind vertraut, man muss nicht zwingend textsicher wirken, aber trotz aller Widrigkeiten guter Laune sein, das ist hier das Credo und wenn man die Jazz Gitti beobachtet, kann man nur eines sagen: Hier ist eine Frohnaturgewalt am Werk.
Die älteren Menschen freuen sich – einfach so – niemand regt sich über die Kostümierung der Jazz-Gitti auf, niemand stößt sich an der Inszenierung und niemand bekrittelt ihre Tagesverfassung. Ganz am Schluss gibt es eine Tanzformation der Pflegerinnen. Ganz Thailand rockt den Hof, inmitten Michael Huber, der Festorganisator und die älteren Damen und Herren feuern ihre Helfer an. Das ist ein wunderschönes, generationsverbindendes Bild.
Und vielleicht denken sich manche der unbezahlten Festakteure, dass sie an diesem bunten Nachmittag viel mehr verdient haben, als man ihnen jemals hätte bezahlen können