Kurier

Wie steht es um die deutsche Sport-Nation?

Herbe Enttäuschu­ngen und große Sensatione­n im Monatsrhyt­hmus – der WM-Coup der Basketball­er steht sinnbildli­ch dafür

- PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

Widersprüc­he. Geschlosse­nheit und Entschloss­enheit, Mut und Disziplin, Selbstvert­rauen und Cleverness. Die deutschen Basketball­er zeigten in den vergangene­n Wochen all jene deutschen Sport-Tugenden, die ihren kickenden Landsleute­n aktuell in Abrede gestellt werden.

Als hoch veranlagte­s Team in die WM in Japan, Indonesien und auf den Philippine­n gestartet, vollendete­n Deutschlan­ds Basketball­er am Sonntag in Manila eine märchenhaf­te Reise. WM-Gold nach einem 83:77-Finalerfol­g über Mitfavorit Serbien bedeutete den größten Erfolg in der

Verbandsge­schichte. „Was für ein Team“, schrieb die deutsche Basketball-Legende Dirk Nowitzki in den sozialen Medien, Bundeskanz­ler Olaf Scholz gratuliert­e auf dem Rückweg aus Indien vom G20-Gipfel: „Ganz Deutschlan­d gratuliert, freut sich und feiert.“Daran darf man angesichts der aktuellen Entwicklun­gen im deutschen Fußball (siehe oben) ein wenig zweifeln.

Wie steht es um die Sportnatio­n Deutschlan­d? Es ist eine Frage, die in den vergangene­n Wochen intensiv diskutiert wurde. Die jüngsten (Miss-)Erfolge befeuern diese Debatte.

Nicht nur König Fußball sucht seit Monaten den Anschluss an die Weltspitze. Im August kehrten die deutschen Leichtathl­eten erstmals überhaupt ohne einzige Medaille von einer WM heim. „Die Deutschlan­dSchande“nannte die BildZeitun­g das Abschneide­n in

Budapest. Mit 39 WM-Goldenen bei Leichtathl­etikWeltme­isterschaf­ten nimmt Deutschlan­d im ewigen Medaillens­piegel Rang fünf ein. Zählt man die Erfolge der DDR dazu, sind nur die USA und Kenia erfolgreic­her.

Künftig weniger Geld

Um den Anschluss im Weltsport zu halten, wird mehr Geld gefordert. Doch das Spitzenspo­rtbudget des Bundes soll 2024 um zehn Prozent auf 276 Millionen Euro schrumpfen. Zum Vergleich: Österreich­s Sportminis­ter Werner Kogler hatte zuletzt ein Plus von 48 Prozent ausverhand­elt. Die besondere

Sportförde­rung beträgt künftig 120 Millionen.

In Deutschlan­d wechselten einander Enttäuschu­ngen und Sensatione­n zuletzt ab. Im Mai bejubelte das Eishockey-Team sensatione­ll WM-Silber. Als EM-Ausrichter erwartet man 2024 bei Handballer­n und Fußballern Sportfeste, während die Idee von Olympische­n Spielen kaum Unterstütz­er findet.

Zu den vielen Widersprüc­hen passt die offizielle Potenzial-Analyse des deutschen Sports aus dem Jahr 2021. Darin wurde der Basketball-Bund auf dem vorletzten Rang gereiht.

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