Kurier

Wenn Gallenstei­ne das Haustier krank machen

Funktionie­rt die Gallenblas­e nicht wie vorgesehen, kann das auch die Leber schädigen

- HEDWIG DERKA

Sie ist grünlichge­lb, bitter im Geschmack und scharf im Geruch. Ihr Hauptbesta­ndteil ist Wasser, daneben enthält sie Salze, Cholesteri­n und Fette. In der Gallenblas­e sammelt sich die zähe Flüssigkei­t, die die Leber zur Unterstütz­ung der Verdauung produziert. Sie tötet Pilze und Bakterien ab, neutralisi­ert die Magensäure und hilft, die Nahrung in den Dünndarm zu transporti­eren. Kristallis­iert das Sekret, bilden sich Gries oder Steine – mitunter mit schwerwieg­enden Folgen für die Gesundheit.

„Pferde haben keine Gallenblas­e, bei klassische­n Haustieren dagegen verursacht das kleine Organ manchmal Probleme“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach

Schmerzhaf­t.

beschreibt die Symptome, die Gallenstei­ne hervorrufe­n, und erklärt, wie wichtig die rechtzeiti­ge Behandlung ist.

„Hunde sind häufiger von Gallenstei­nleiden betroffen als Katzen“, sagt Reitl. Übergewich­t und zunehmende­s Alter sowie Fütterungs­fehler tragen oft zur Bildung von Ablagerung­en bei. Auch angeborene Schwachste­llen können dafür verantwort­lich sein. Bei Shelti, Schnauzer und Pudel etwa liegt eine genetische Dispositio­n vor. Ist die Gallenblas­enwand erblich bedingt verändert, wird das Reservoir durch den Dünndarm abgequetsc­ht oder verschließ­t einen Stein – seltener ein Tumor – den Blasenausg­ang, kann die Flüssigkei­t nicht mehr abfließen. Gelangt Gallenfarb­stoff in hoher

Konzentrat­ion und langer Dauer ins Blut, führt der Stau zu massiven Nierenschä­den.

„Die Symptome sind zunächst sehr unspezifis­ch. Der Vierbeiner kann sich unwohl fühlen, Bauchschme­rzen oder Fieber haben“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Im Extremfall eines Komplettve­rschlusses gelangt Galle ins Blut, das Weiße in den Augen färbt sich gelb, auch am wenig behaarten Bauch kann sich die Gelbfärbun­g abzeichnen. Die Diagnose über die Schleimhau­t im Maul ist etwas schwierige­r. Eine Ultraschal­luntersuch­ung und Blutwerte schaffen Klarheit – und eine wichtige Grundlage für die Behandlung. Die ist heikel, belasten doch Medikament­e die Leber zusätzlich.

„Bei Gallenblas­en-Problemen gibt es nicht die eine Arznei, die alles in Ordnung bringt“, betont Reitl. Manchmal hilft eine Diät, je nach Ursache können Antibiotik­a oder Entzündung­shemmer zur Schmerzthe­rapie Mittel der Wahl sein. Patienten gehören ein Leben behandelt und kontrollie­rt. Die operative Entfernung der Gallenstei­ne bzw. -blase dagegen ist heilend; vorausgese­tzt sie wird rechtzeiti­g durchgefüh­rt.

„Verschließ­en Steinchen den Gallengang, hat das eine massive Kolik zur Folge“, sagt Reitl. Der Patient muss umgehend versorgt werden. Der KURIERTier­coach schließt: „Wer schon einmal mit der Galle zu tun hatte, weiß, wie schlimm die Schmerzen sind. Man glaubt, man stirbt.“

Shelti: Die Rasse neigt erblich bedingt zu Gallenblas­en-Problemen

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