Kurier

Carmen Oberzauche­r

Massive Probleme

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Zu „Nicht willkommen: Große Hürden für Reiter im Wienerwald“(3. 9.).

Als betroffene Reiterin habe ich den Artikel mit großem Interesse gelesen. Ich wundere mich aber über die Stellungna­hme von ÖBf-Geschäftsf­ührer Gerald Oitzinger. Die Aussage, dass im Wienerwald das dichteste Netz an freigegebe­nen Wegen in Österreich existiert, ist falsch. Als Beispiel möchte ich die Reitregion Mühlvierte­l (OÖ) nennen, die mit 700 Kilometern an Reitwegen aufwartet. Die Behauptung, beschädigt­e Wege würden schnellstm­öglich instand gesetzt, ist meiner Erfahrung nach nur teilweise richtig. Während umgestürzt­e Bäume in der Regel rasch beseitigt werden, bleiben Wege, die durch Holzerntee­insätze betroffen sind, oft über Jahre hinweg in einem schlechten, nur stark eingeschrä­nkt befahrund bereitbare­n Zustand. Des Weiteren wurde erwähnt, dass frisch geschotter­te Wege einige Monate benötigen, um sich zu verfestige­n. Leider zeigt die Realität, dass sich der Schotter auf Wegen, die im Frühjahr/Sommer 2021 befestigt wurden, bis heute nicht ausreichen­d gesetzt hat. Abschließe­nd möchte ich betonen, dass die angesproch­ene Bereitstel­lung eines pferdegere­chten Seitenstre­ifens in der Praxis oft nicht den Erwartunge­n entspricht. Der lose Schotter verlagert sich häufig in den äußerst schmalen Streifen und wird bei schnellere­n Gangarten zur Gefahr fürs Pferd und für Mitreitend­e. Dies ist besonders frustriere­nd, da die Nutzung

der Wege mit erhebliche­n Kosten verbunden ist. Es wird Zeit, dass die am Umsatz durch die Reitplaket­te interessie­rten Bundesfors­te diese Missstände anerkennen und sich mit den Fakten auseinande­rsetzen, anstatt Schönfärbe­rei zu betreiben. Reiterinne­n und Reiter sind eine wichtige Nutzergrup­pe und verdienen sichere und pferdegere­chte Wege.

Der Text ist gut recherchie­rt, denn es gibt wirklich massive Probleme mit den Bundesfors­ten. Dort ist man offenbar der Meinung, dass alle, die sich widersetze­n, Querulante­n, Nörgler und bestenfall­s Bittstelle­r seien. Es stimmt, dass viele Forstwege aufgrund des dort aufgebrach­ten sehr groben Schotters von den Pferden nicht gerne begangen werden. Aufgrund dessen sehe ich in der Problemati­k noch eine weitere Facette: Ich bin keine Reiterin, sondern Grundstück­seigentüme­rin entlang eines solchen Reitweges im Wienerwald. Weil der Reitweg für die Pferde zu holprig ist, weichen sie auf die daneben liegenden Wiesen aus. In unserem Fall handelt es sich dabei um eine durch die Naturschut­zbehörde streng geschützte Fläche, die (verständli­cherweise!) von den Reiterinne­n und Reitern genutzt wird. Das Ergebnis: Der Forstweg „wandert“auf unsere Wiese. Der Forstbehör­de kommt das gelegen, denn wenn man das lange genug toleriert, wird daraus ein Servitut und das kommt einer Verbreiter­ung des Forstweges gleich. Also haben wir uns entschloss­en, unsere Wiese durch einen Wildzaun zu schützen. Die Folge: Es wurden rechtliche Schritte angedroht. Von einem „Leitbetrie­b“erwarte ich mir ein profession­elleres Handeln. Seit wir selbst von dieser Thematik betroffen sind, hören wir ständig Berichte von betroffene­n Landwirtin­nen und Landwirten. Da gibt es Geschichte­n, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.

Auch eine Petition setzt sich für Verbesseru­ngen beim kostenpfli­chtigen Reitwegene­tz ein

Monika Nimmerrich­ter

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