Kurier

Nach der Wahrheit noch immer ein schnelles Pferd?

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namenlosen Opfer, die diesem „Konsum“(ein entsetzlic­hes Wort in Bezug auf das menschlich­e Leid) erst möglich gemacht haben, ein Leben lang die Narben ihrer seelischen und körperlich­en Schändung tragen müssen – und Herr Teichtmeis­ter freien Fußes die ersten neuen berufliche­n Pläne schmiedet, bis die verfließen­de Zeit seinem Namen möglicherw­eise wieder neuen Glanz verleiht.

Beim Namen nennen

Es scheint mir, dass heute mehr denn je Menschen mit Charakter gefragt sind, die das Herz auf dem rechten Fleck haben, furchtlos die Dinge beim Namen nennen und den Opfern eine Stimme geben.

Es braucht Verantwort­liche, die bereit sind, mit Besonnenhe­it und Klarheit die Sümpfe trockenzul­egen, in denen die Blüten des Bösen, in Anbetracht derer es mir zugegebene­rmaßen die Sprache verschlägt, kultiviert werden, um die Kunst- und Kulturszen­e als einen Ort ethischer Kompetenz zu etablieren.

Biotope der Perversion

Wenn Gewalt und Abartigkei­t, in der Kunstszene nicht unmissvers­tändlich als Unrecht benannt werden, sondern mancherort­s den Nimbus der Salonfähig­keit zu haben scheinen, bereitet dies den Boden für Biotope der Perversion. Viele Künstlerin­nen und Künstler erkennen das Unrecht und beginnen aus dem Schatten herauszutr­eten. Hier braucht es gemeinsame Entschloss­enheit und entschiede­nes Vorgehen.

Sprache ohne Seele

In unseren Zeiten ist manches aus der Balance geraten: Wir überfracht­en unsere Sprache, um niemanden auszugrenz­en oder zu verletzen und machen sie damit zu einem alltagsunt­auglichen Monstrum, wir rauben ihr den Klang und die Seele. Gleichzeit­ig übersehen wir, dass die Kompassnad­el des Gewissens vieler Zeitgenoss­en zerbrochen ist.

Kann der Herzschlag der Justitia aus dem Takt geraten? Braucht man auf der Suche

Noch eine Frage

Ich stelle mir Inspektor Columbo vor, wie er nach dem Prozess noch einmal in den großen Schwurgeri­chtssaal im Wiener Landesgeri­cht zurückkehr­t und sagt:

„Euer Ehren, ich hätte da noch eine Frage: Wie halten wir es in Österreich mit der Gewaltente­ilung?“

Honi soit qui mal y pense.**

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* lat. für „Wo Gesellscha­ft, dort Recht.“

** franz. für „Ein Narr, der Böses dabei denkt“

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