Die Wiedererweckung einer fast vergessen Opernrarität
Joseph Haydns „Acide“bei „Herbstgold“
Kritik. Das Bühnenbild hat hohe Symbolkraft, denn darauf glüht feuerrot der Vulkan Ätna. Und vorne glühen die Gefühle: Jene von Acide und Galatea, dem Liebespaar, allerdings auch jene des hässlichen Zyklopen Polifemo, der die Nymphe auch begehrt, allerdings vergeblich.
Und weil er sie nicht haben kann, erschlägt er kurzerhand seinen Nebenbuhler. Dieser wird dann in einen Fluss verwandelt, den Galatea liebend im Meer empfangen kann: Davon handelt diese Geschichte aus der griechischen Mythologie, basierend auf den „Metamorphosen“des Ovid. Vertont als „Acide“von Joseph Haydn. Grund genug, sie als Prélude des Festivals „Herbstgold“, das vom Motto „Sehnsucht“geprägt ist, im wunderbaren HaydnSaal mit suggestiven Lichtstimmungen aufzuführen.
Da das Werk allerdings nur fragmentarisch vorhanden ist, schuf das Regieduo Carolin Pienkos und Cornelius Obonya eine eigene Fassung mit viel, teils zu viel gesprochenem Text, auch mit teils zu übertrieben augenzwinkerndem Humor gewürzt. Ein Erzähler wird eingeführt, es ist – klar – Obonya.
Spielfreudig agiert das junge Ensemble in fantasievollen Kostümen mit einer koloraturenund höhensicheren Elisabeth Wimmer als Galatea, einem anfänglich belegt klingenden, dann ausdrucksstarken Jan Petryka als Acide.
Fein und leicht hört man Elisabeth Breuer als Glauce, polternd und kraftvoll Christoph Filler als Polifemo. Tadellos ist Cornelia Sonnleitner als Tetide zu hören. Mit Frische und Elan und mit großer Stilsicherheit musiziert das Originalklangensemble Barucco unter Heinz Ferlesch, das auch passend zum Geschehen Geräusche produziert.