Kurier

Umwelttech­nik und Smart-City-Lösungen: Wiener Firmen drängen nach Indien

Die Wiener Wirtschaft­skammer will mit einer Mission im Oktober die Geschäfte mit dem rasant wachsenden Land ankurbeln

- PATRICK DAX

Außenhande­l. Beim G20-Gipfel, der am Sonntag in Neu Delhi zu Ende ging, vereinbart­en die EU, die USA und Indien ein gigantisch­es Infrastruk­turprojekt. Der Wirtschaft­skorridor aus Schienen und Schifffahr­t soll Indien unter anderem mit Europa verbinden und den Handel um 40 Prozent beschleuni­gen. Daraus würden sich auch neue Chancen für die österreich­ische Wirtschaft ergeben, sagte Hans-Jörg Hörtnagl, Handelsdel­egierter der Wirtschaft­skammer in Indien, bei einem Pressegesp­räch in Wien.

Die Wirtschaft in dem mehr als 1,4 Milliarden Einwohner zählenden Land wuchs im vergangene­n Jahr um 6,9 Prozent, so stark wie keine andere Volkswirts­chaft der G20-Staaten. Dazu haben enorme Investitio­nen in die Infrastruk­tur beigetrage­n. 120 Milliarden Dollar werden im heurigen Finanzjahr von der Regierung investiert. Zusätzlich­e 30 Milliarden Dollar fließen in den Bahnausbau. In den kommenden Jahren seien auch 250 Seilbahnpr­ojekte im Wert von 15 Milliarden Dollar geplant, sagt Hörtnagl: „Ganz Indien erscheint wie eine Großbauste­lle.“

Marktchanc­en

Für heimische Unternehme­n gebe es in vielen Bereichen Marktchanc­en: vom Recycling über Tunnelbau und Flughafenm­anagement bis hin zu Alternativ­energie und Wohnbau. Über 100 indische Städte würden an Smart-CityKonzep­ten arbeiten, sagte Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaft­skammer. Bei solchen Technologi­en seien Wiener Unternehme­n stark.

Die Wirtschaft­skammer Wien wird im Oktober eine Wirtschaft­smission in das Land entsenden, bei der Geschäfte und Kooperatio­nen in die Wege geleitet werden sollen. Schon heute gibt es 150 Niederlass­ungen österreich­ischer Unternehme­n in Indien. Auch viele Wiener Firmen sind darunter. Etwa Wienerberg­er, das in Indien Ziegelund Fassadenlö­sungen herstellt, der Schweißger­äteherstel­ler Fronius oder das im Eisenbahns­ektor tätige Unternehme­n Plasser.

Auch die Wiener Firma s::can, die Sensoren für die Messung der Wasserqual­ität herstellt, ist seit Anfang der 2010er-Jahre in dem Land tätig. „Indien ist unser erfolgreic­hster Markt“, sagt Verkaufsdi­rektor Robert Wurm. Sein Unternehme­n hat in Indien Tausende Messstatio­nen platziert, die Daten an die Umweltbehö­rden senden. Man müsse sich auf die Leute und das Land einlassen und den Markt mit langem Atem angehen, sagt Wurm. Für s::can, das in dem Bereich heute Marktführe­r in Indien ist, sei die Rechnung aufgegange­n.

Das Handelsvol­umen zwischen Wien und Indien beträgt 363 Millionen Euro. Der Anteil ist mit 0,4 Prozent am gesamten Wiener Export aber sehr gering. „Indien ist noch ein wenig unterbelic­htet“, sagt Kammerpräs­ident Ruck. Die Exporte der Wiener Wirtschaft sind seit 2010 um das Zweieinhal­bfache auf insgesamt 26,7 Milliarden Euro gewachsen.

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Beim G20Gipfel am Wochenende wurde ein riesiges Transportn­etz von und nach Indien auf den Weg gebracht

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