„Die Kunden geben mehr Geld für Reisen aus“
Tourismus. Martin Fast, Chef von Rewe Austria Touristik, über das Sommergeschäft, die beliebtesten Reiseziele und die zunehmende Lust am Bahnfahren
Martin Fast hat allen Grund zur Freude. Das Sommergeschäft ist sehr gut gelaufen und auch für die Wintersaison ist die Buchungslage „exorbitant hoch“. Der KURIER hat mit dem Rewe-Austria-TouristikChef über Reisetrends, Waldbrände in Griechenland und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Branche gesprochen.
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KURIER: Die Saison ist fast vorbei. Wie ist das Sommergeschäft gelaufen?
Martin Fast: Die Tendenz, höherwertige Reisen zu buchen und zum Teil auch länger im Urlaub zu bleiben, hat sich fortgesetzt. Das heißt auch, dass die Kunden mehr Geld für Reisen ausgeben.
Wie drückt sich das in Zahlen aus? Wir haben im Vergleich zum VorCorona-Jahr 2019, das ein sehr starkes Jahr war, zehn Prozent mehr Umsatz. Gegenüber dem Vorjahr haben wir ein Plus von 25 Prozent.
Die Leute lassen sich von der hohen Inflation nicht vom Reisen abhalten?
Es gibt nach wie vor einen gewissen Nachholbedarf aus der Corona-Zeit. Es werden aber deutlich mehr All-Inclusive-Angebote gebucht. Die Kunden haben ein gewisses Budget zur Verfügung. Das geben sie aus. Sie wollen aber keine unerwarteten Zusatzkosten haben.
Was waren die beliebtesten Ziele?
Unser beliebtestes Reiseziel im Sommer war Griechenland. Das war auch schon vor Corona so. Gefolgt von der Türkei und Spanien. Erstaunlich ist, dass auch Ziele im Indischen Ozean, etwa die Malediven, die sonst im Winter stark gebucht werden, unter den Top-5Destinationen waren.
In Griechenland haben wir diesen Sommer Rekordhitze, Waldbrände und gestrandete Touristen gesehen.
Wir haben ein professionelles Krisenmanagement und Reiseleiter vor Ort, die sich um Kundinnen und Kunden gekümmert haben. Dieser Sicherheitsaspekt ist vielen wichtig. Deshalb buchen sie eine Pauschalreise. Wer selbst Flug und Hotel über Plattformen gebucht hat, war auf sich alleine gestellt.
Wie viele Ihrer Kunden waren betroffen?
Von uns waren 750 Gäste betroffen. Von DerTour werden es insgesamt rund 5.000 gewesen sein.
Solche Ereignisse werden künftig vermutlich öfter auftreten. Wie werden Sie Ihr Geschäft verändern?
Das Interesse in Richtung nördlicher Länder, etwa für Rundreisen, ist größer als vor zehn Jahren, als die Klimakrise noch nicht so ein großes Thema war. Gleichzeitig hat aber die Nachfrage nach südlicheren Destinationen nicht nachgelassen.
Zeichnet sich schon der Strandurlaub in Schweden ab? So weit sind wir noch nicht.
Der Flugverkehr erreicht neue Rekorde.
Ist den Leuten der Klimawandel egal?
Nicht jeder ist mit dem Thema laufend konfrontiert. Während Corona hat sich viel Fernweh aufgestaut. Man will einen Tapetenwechsel.
Was tragen Sie als Reiseveranstalter zum Klimaschutz bei?
Wir versuchen, unseren Kunden gegenüber transparent zu sein. Es geht auch um Nachhaltigkeit und den Schutz der Arbeitnehmer, vor allem in Asien. Wir haben auch in Kooperation mit der Lufthansa klimafreundlicheren Treibstoff, sogenannten Sustainable Aviation Fuel (SAF), gekauft und bieten erste Reisen damit an.
Sind Ihre Kunden bereit, dafür zu bezahlen?
Das bezahlen wir, es gibt keine Mehrkosten für Verbraucher. Wenn sich alternative Treibstoffe etablieren, werden sie unter Umständen zu Preissteigerungen führen.
Wie sieht es aktuell mit Bahnreisen aus?
Im Städtetourismus nehmen Reisen mit der Bahn zu. Die Leute fahren mit dem Zug nach Hamburg, Berlin oder Prag. Diese Strecken sind sie früher geflogen.
Zuletzt sind die Preise für Pauschalreisen stark gestiegen. Wird das so weitergehen?
Preissteigerungen sind im kommenden Sommer deutlich reduziert. Im Flugbereich sprechen wir von Preiserhöhungen zwischen drei und fünf Prozent. Es ist auch ein Währungsthema. Die Türkei wird günstiger. Dollar-Destinationen im Fernreisebereich könnten ein bisschen teurer werden.
Wie laufen die Buchungen für die Wintersaison an?
Sie sind exorbitant hoch. Stark gebucht sind die Malediven, Mauritius und zum Teil auch die Seychellen. Auch Thailand kommt wieder. Und dann haben wir natürlich Urlaub in Österreich. Das wird auch sehr gut angenommen.