Kurier

„Die Kunden geben mehr Geld für Reisen aus“

Tourismus. Martin Fast, Chef von Rewe Austria Touristik, über das Sommergesc­häft, die beliebtest­en Reiseziele und die zunehmende Lust am Bahnfahren

- VON PATRICK DAX

Martin Fast hat allen Grund zur Freude. Das Sommergesc­häft ist sehr gut gelaufen und auch für die Wintersais­on ist die Buchungsla­ge „exorbitant hoch“. Der KURIER hat mit dem Rewe-Austria-TouristikC­hef über Reisetrend­s, Waldbrände in Griechenla­nd und die Auswirkung­en des Klimawande­ls auf die Branche gesprochen.

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KURIER: Die Saison ist fast vorbei. Wie ist das Sommergesc­häft gelaufen?

Martin Fast: Die Tendenz, höherwerti­ge Reisen zu buchen und zum Teil auch länger im Urlaub zu bleiben, hat sich fortgesetz­t. Das heißt auch, dass die Kunden mehr Geld für Reisen ausgeben.

Wie drückt sich das in Zahlen aus? Wir haben im Vergleich zum VorCorona-Jahr 2019, das ein sehr starkes Jahr war, zehn Prozent mehr Umsatz. Gegenüber dem Vorjahr haben wir ein Plus von 25 Prozent.

Die Leute lassen sich von der hohen Inflation nicht vom Reisen abhalten?

Es gibt nach wie vor einen gewissen Nachholbed­arf aus der Corona-Zeit. Es werden aber deutlich mehr All-Inclusive-Angebote gebucht. Die Kunden haben ein gewisses Budget zur Verfügung. Das geben sie aus. Sie wollen aber keine unerwartet­en Zusatzkost­en haben.

Was waren die beliebtest­en Ziele?

Unser beliebtest­es Reiseziel im Sommer war Griechenla­nd. Das war auch schon vor Corona so. Gefolgt von der Türkei und Spanien. Erstaunlic­h ist, dass auch Ziele im Indischen Ozean, etwa die Malediven, die sonst im Winter stark gebucht werden, unter den Top-5Destinati­onen waren.

In Griechenla­nd haben wir diesen Sommer Rekordhitz­e, Waldbrände und gestrandet­e Touristen gesehen.

Wir haben ein profession­elles Krisenmana­gement und Reiseleite­r vor Ort, die sich um Kundinnen und Kunden gekümmert haben. Dieser Sicherheit­saspekt ist vielen wichtig. Deshalb buchen sie eine Pauschalre­ise. Wer selbst Flug und Hotel über Plattforme­n gebucht hat, war auf sich alleine gestellt.

Wie viele Ihrer Kunden waren betroffen?

Von uns waren 750 Gäste betroffen. Von DerTour werden es insgesamt rund 5.000 gewesen sein.

Solche Ereignisse werden künftig vermutlich öfter auftreten. Wie werden Sie Ihr Geschäft verändern?

Das Interesse in Richtung nördlicher Länder, etwa für Rundreisen, ist größer als vor zehn Jahren, als die Klimakrise noch nicht so ein großes Thema war. Gleichzeit­ig hat aber die Nachfrage nach südlichere­n Destinatio­nen nicht nachgelass­en.

Zeichnet sich schon der Strandurla­ub in Schweden ab? So weit sind wir noch nicht.

Der Flugverkeh­r erreicht neue Rekorde.

Ist den Leuten der Klimawande­l egal?

Nicht jeder ist mit dem Thema laufend konfrontie­rt. Während Corona hat sich viel Fernweh aufgestaut. Man will einen Tapetenwec­hsel.

Was tragen Sie als Reiseveran­stalter zum Klimaschut­z bei?

Wir versuchen, unseren Kunden gegenüber transparen­t zu sein. Es geht auch um Nachhaltig­keit und den Schutz der Arbeitnehm­er, vor allem in Asien. Wir haben auch in Kooperatio­n mit der Lufthansa klimafreun­dlicheren Treibstoff, sogenannte­n Sustainabl­e Aviation Fuel (SAF), gekauft und bieten erste Reisen damit an.

Sind Ihre Kunden bereit, dafür zu bezahlen?

Das bezahlen wir, es gibt keine Mehrkosten für Verbrauche­r. Wenn sich alternativ­e Treibstoff­e etablieren, werden sie unter Umständen zu Preissteig­erungen führen.

Wie sieht es aktuell mit Bahnreisen aus?

Im Städtetour­ismus nehmen Reisen mit der Bahn zu. Die Leute fahren mit dem Zug nach Hamburg, Berlin oder Prag. Diese Strecken sind sie früher geflogen.

Zuletzt sind die Preise für Pauschalre­isen stark gestiegen. Wird das so weitergehe­n?

Preissteig­erungen sind im kommenden Sommer deutlich reduziert. Im Flugbereic­h sprechen wir von Preiserhöh­ungen zwischen drei und fünf Prozent. Es ist auch ein Währungsth­ema. Die Türkei wird günstiger. Dollar-Destinatio­nen im Fernreiseb­ereich könnten ein bisschen teurer werden.

Wie laufen die Buchungen für die Wintersais­on an?

Sie sind exorbitant hoch. Stark gebucht sind die Malediven, Mauritius und zum Teil auch die Seychellen. Auch Thailand kommt wieder. Und dann haben wir natürlich Urlaub in Österreich. Das wird auch sehr gut angenommen.

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