Wettglänzen mit den Sternen
Der Star-Tenor Piotr Beczała zeigt im Wiener Konzerthaus die große Kunst des Gesangs
Arien-Abende großer Sänger geraten nicht selten in Gefahr, auf ein Best-ofOpera reduziert zu werden. Nicht so bei Piotr Bezcała.
Der Ausnahmetenor demonstrierte im Konzerthaus in einem klug konzipierten Programm, warum er der Beste seines Fachs unserer Zeit ist. Mit der Sinfonia aus „Nabucco“gab Marco Boemi am Pult des mit Hingabe musizierenden ORF-RadioSymphonieorchesters Wien einen Auftakt voller Italianitá zum Verdi gewidmeten Teil. Mit der Arie des Rodolfo aus „Luise Miller“zog dieser Tenor dann ganz in seinen Bann. Dann das „Celeste Aida“. Ein besserer Radames ist heute nicht zu finden. Feinst nuanciert, klar, perfekte Balance zwischen einer gewissen Sanftheit und Ausdruck.
Als Bezcała den Alvaro aus der „Macht des Schicksals“anstimmte, ließ er das Düstere, das die Figur überschattet, in seiner Stimme spüren. Das ist große Kunst des Gesangs, wenn ein Sänger in wenigen Momenten einen Kosmos eröffnet, wenn er alles einsetzt, was er hat.
Das ist bei Bezcała mehr als reichlich vorhanden: phänomenale Lyrismen, Sicherheit in den Höhen, Geschmeidigkeit und ein traumhaft schönes Timbre.
Zur Hommage an den polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko geriet die Arie des Stefan aus „Straszny Dwor“. Genuin wandelte er sich vom „Tosca“-Rodolfo zu Umberto Giordanos „Andrea Chenier“. Verismo pur, authentisch, innig der Turiddu aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“.
Nicht enden wollend
Fulminant setzt er die Strahlkraft seiner Stimme beim „Nessun dorma“ein. Vor diesem Kalaf kapituliert nicht nur Puccinis Turandot. Beim „E lucevan le Stelle“als Zugabe ließ er seine Stimme mit den Sternen um die Wette leuchten. Die Ovationen wollten nicht enden.