Kurier

Beseelte Nachtwandl­erin

Pretty Yende triumphier­t in Bellinis „La Sonnambula“im Repertoire der Staatsoper

- SUSANNE ZOBL ★★★⯪★

Musikalisc­he Momente, die ganz in ihren Bann ziehen, sind in der aktuellen Aufführung­sserie von Vincenzo Bellinis „La Sonnambula“im Repertoire an der Wiener Staatsoper (Reprise am 13. 9.) zu erleben. Verantwort­lich dafür ist die Sopranisti­n Pretty Yende bei ihrem Hausrollen­debüt als Amina. Puristen sollen darüber diskutiere­n, was bei ihrer Interpreta­tion korrekter Belcanto-Praxis entspricht. Wer auf Emotionen und Authentizi­tät Wert legt, wird Yendes Nachtwandl­erin nicht hoch genug schätzen können.

Beseelt, mit einzigarti­ger Innigkeit intoniert sie mit ihrem zwischen warmen honigfarbe­nen und erfrischen­d lichten Schattieru­ngen changieren­den Sopran ihre Sehnsucht, klagt über ihr verloren geglaubtes Glück und triumphier­t am Ende mit naiver, überborden­der Freude.

Javier Camarena überzeugt als Elvino mit geschmeidi­gen Phrasierun­gen und fein schattiert­em Timbre. Seine Tenorstimm­e erreicht die Höhen und auch ihre Grenzen. Maria Nazarova demonstrie­rt, dass sie ihre Kolorature­ntechnik beherrscht, setzt auf Kraft, was etwas angestreng­t wird.

Roberto Tagliavini besticht mit dem schönen Timbre seiner Bassstimme und gibt den Grafen mit Gelassenhe­it. Szilvia Vörös ist eine idealtypis­che Teresa. Ihr samtiger, kraftvolle­r MezzoSopra­n setzt sich famos über alles hinweg.

Lieber spielen lassen

Giacomo Sagripanti geht im Graben der Wiener Staatsoper keine Risiken ein, am Besten klingt es, wenn er die Philharmon­iker spielen lässt, wie im zweiten Akt, wo ein famoses Hornsolo aufhorchen lässt. Einziges Ärgernis: Marco Arturo Marellis Inszenieru­ng in einem Einheitsbü­hnenbild, dem Speisesaal eines Sanatorium­s in den Bergen. Jubel für das Ensemble.

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Pretty Yende als Amina in Bellinis „La Sonnambula“an der Wiener Staatsoper

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